Frankfurt/Main – Dem Kniefall als sichtbaren Protest gegen Rassismus ließ Pierre Kunde Malong ein noch deutlicheres Statement folgen.
«Als Schwarze haben wir genug Ungerechtigkeiten erlitten, und wir müssen zusammenarbeiten, um dagegen anzukämpfen. Auf die Knie zu fallen, um die Bewegung für schwarze Menschenleben zu unterstützen, wird nicht aufhören, bis es weltweit größere Veränderungen gibt», schrieb der umjubelte Torschütze zum 2:0 (1:0) des FSV Mainz 05 im Rhein-Main-Derby bei Eintracht Frankfurt auf Instagram.
Mit dem ersten Sieg seit Ende Februar – damals gelang ebenfalls ein 2:0 gegen Schlusslicht SC Paderborn – sendeten die Rheinhessen zugleich ein sportliches Lebenszeichen im Abstiegskampf der Fußball-Bundesliga und erhöhten den Druck auf die Konkurrenz. «Für uns war das ein ganz, ganz wichtiger Sieg», resümierte FSV-Trainer Achim Beierlorzer.
Die in zuletzt fünf erfolglosen Spielen angestaute Anspannung entlud sich bei dem 52-Jährigen beim Abpfiff in einem lauten Jubelschrei, der bis unter das Dach der leeren Frankfurter Arena zu hören war. «Man hat gesehen, dass der absolute Wille auf unserer Seite war. Man wird dafür nicht immer belohnt, aber heute hat es geklappt», stellte Beierlorzer erleichtert fest.
Mit 31 Punkten ist der Tabellen-15. längst noch nicht gerettet, doch der neunte Erfolg im 24. Bundesliga-Duell mit schwachen Frankfurtern gibt den Mainzern Mut und Selbstvertrauen für den Saison-Endspurt. «Aus dem Derby-Sieg können wir Kraft schöpfen. Es bleiben noch vier Spiele, vier Finals, wo wir alles geben müssen», sagte Innenverteidiger Moussa Niakhaté, der in der 43. Minute per Kopf zum 1:0 getroffen hatte.
Schon am kommenden Sonntag kann im Heimspiel gegen den ebenfalls gefährdeten FC Augsburg der nächste Schritt gemacht werden. «Da wollen wir wieder mit der absoluten Entschlossenheit, dem Willen und der Begeisterung auftreten, wie wir das heute getan haben», sagte Beierlorzer und betonte: «Ich möchte in überhaupt keine Rechenspiele einsteigen.»
Auch Kunde, der 13 Minuten nach seiner Einwechslung für die Entscheidung gesorgt hatte (77.), weiß um die längst noch nicht gebannte Abstiegsgefahr. «Wir sind immer noch in einer gefährlichen Lage», sagte der Mittelfeldspieler. «Wir müssen weiter kämpfen und die Köpfe oben behalten.»
Das gilt für den 24 Jahre alten Kameruner im doppelten Sinne – sowohl auf als auch neben dem Platz. Denn mindestens genauso wichtig wie der Sieg war ihm nach dem gewaltsamen Tod des Afroamerikaners George Floyd die politische Botschaft. «Wenn es Ihnen unangenehm ist, wenn jemand auf die Knie geht, stellen Sie sich vor, wie unangenehm es ist, in einer rassistischen Gesellschaft leben zu müssen», schrieb Kunde und appellierte: «Lasst es uns besser machen.»
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(dpa)