Hamburg – Ein offizielles Ultimatum gibt es nicht für Bruno Labbadia. Beim Hamburger SV wird beschwichtigt, doch im Hintergrund rumort es gewaltig. Vorstandschef Dietmar Beiersdorfer lässt viel Raum für Spekulationen, weil er es vermeidet, sich klar hinter den Trainer zu stellen.
Doch der ist gewillt, um seinen Job zu kämpfen. «Ich habe wesentlich schwierigere Situationen hier erlebt, deswegen bin ich nicht sonderlich beunruhigt», sagte der in der Kritik stehende Trainer. Ein Punkt aus drei Saisonspielen sind viel zu wenig für die hohen Erwartungen im Norden.
Am Dienstagabend in Freiburg muss die für mehr als 30 Millionen Euro verstärkte Elf unbedingt punkten, sonst könnte die Zeit von Labbadia an der Elbe schon zu Ende sein. «Das Spiel in Freiburg ist überlebenswichtig», gibt der Coach zu. Eine Aussage, die – sportlich betrachtet – vielleicht auch auf seine Person zutrifft.
Bei einer weiteren Niederlage droht ihm ein ähnliches Schicksal wie Mirko Slomka, der vor zwei Jahren nach dem dritten Spieltag mit nur einem Punkt auf dem Konto von Beiersdorfer geschasst wurde. Auch bei den Sportdirektoren Oliver Kreuzer und Peter Knäbel hielt sich der Chef mit Kritik zurück, setzte sie dann aber ganz schnell vor die Tür. «Wir müssen Änderungen so schnell wie möglich herbeiführen. Möglichst schon in Freiburg», fordert Beiersdorfer nun.
Den Vorstandsvorsitzenden nimmt Christoph Daum in der prekären Situation in die Pflicht. «Ich würde mir von Beiersdorfer wünschen, dass er jetzt nach vorne geht, Verantwortung übernimmt, ein Machtwort spricht und nicht auf Distanz geht. Rumeiern hilft jetzt keinem», sagte der langjährige Bundesliga- und aktuelle rumänische Nationaltrainer am Sonntagabend in der Fußballdebatte bei Sky 90.
Wenn der HSV am Dienst in Freiburg antritt, ist es 477 Tage her, dass Labbadia den Bundesliga-Dino in der dramatischen Relegation gegen Karlsruhe vor dem Abstieg bewahrte. Damals wollte Beiersdorfer seinem Coach noch mit eigenen Händen ein Denkmal bauen. Soll er nun aus Dankbarkeit an ihm festhalten? Labbadia sagt, alle Einkäufe seien Perspektivspieler – er brauche Zeit. In der acht Wochen langen Vorbereitung schaffte es der Fußball-Lehrer aber nicht, den zeitweisen Rumpelfußball auszumerzen. Und was dem einst erfolgreichen Stürmer einfach nicht gelingt: seinem Team Offensivstärke zu vermitteln.
Zudem fragen sich viele Beobachter, warum der HSV immer nach einer Stunde einbricht – erst gegen Leverkusen (1:3) und nun gegen RB Leipzig (0:4). Auch lief die junge Mannschaft aus Sachsen deutlich mehr Kilometer als die HSV-Profis. Und ausgerechnet dem erfahrenen Kapitän Johan Djourou unterlaufen immer wieder eklatante Fehler.
Wenn es so weitergeht, muss Beiersdorfer handeln, zumal der Druck von Geldgeber Klaus-Michael Kühne im Hintergrund wächst. Der Mäzen will Erfolg – ein einstelliger Tabellenplatz soll her. Sein Satz: «Abwarten, ob Labbadia das Team in Form bringt» hatte schon vor Wochen für Irritationen gesorgt.
Namen wie Ex-HSV-Torjäger Horst Hrubesch und Markus Gisdol, der einst mit HSV-Nachwuchskoordinator Bernhard Peters in Hoffenheim zusammenarbeitete, werden bereits am Volkspark gehandelt.
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(dpa)