Oberwiesenthal (dpa) – Dieser Wechsel sorgt für Gesprächsstoff im deutschen Skisport: Langläuferin Denise Herrmann wird Biathletin.
Die 27-Jährige vom WSC Erzgebirge Oberwiesenthal beginnt am 1. Mai mit dem Sommertraining ein neues sportliches Kapitel. Und sie will es so. Auch auf die Gefahr hin, die großen Ziele der nahen Zukunft – Weltmeisterschaften und vor allem die Olympische Winterspiele 2018 in Südkorea – zu verfehlen. «Der Schritt und der Zeitpunkt ist für viele mit Sicherheit überraschend, aber ich trage diese Gedanken schon einige Zeit mit mir», begründete Denise Herrmann ihren Schritt.
Als es dem deutschen Frauen-Biathlon nach dem Rücktritt von Magdalena Neuner 2012 schlecht zu gehen drohte, verordnete der damalige Sportdirektor Thomas Pfüller den Langläuferinnen ein Probetraining mit der Waffe. Dazu gehörte auch Herrmann, die sich nach eigenen Worten damals «gar nicht so schlecht anstellte». Im Gegensatz zu Evi Sachenbacher-Stehle aber blieb die in Ruhpolding trainierende Sächsin dem Langlauf treu. Und feierte dort Erfolge.
Immerhin wurde sie bei den Olympischen Winterspielen 2014 in Sotschi Bronzemedaillen-Gewinnerin mit der Staffel. Zudem schaffte sie es bei drei Sprint-Weltcups auf das Podium und wurde in der Saison 2013/2014 in der separaten Sprint-Wertung Weltcup-Zweite.
Beim in der vergangenen Saison begonnen Umbruch im deutschen Langlauf mit dem neuen Frauen-Disziplin-Trainer Torstein Drivenes sollte Herrmann eine tragende Rolle spielen. Zwar nahm sie das völlig veränderte, harte Training an, doch die erhofften vorderen Platzierungen blieben aus. Die 1,75 Meter große Athletin wirkte enttäuscht und genervt. Allerdings war klar, dass sich die neuen Anstrengungen vor allem erst bei der WM 2017 in Lahti und eben bei Olympia in Pyeongchang auswirken können und sollen.
Das aber dauerte der Sportsoldatin offenbar zu lange. Gespräche mit der DSV-Spitze brachten kein Umdenken. «Ich habe dem Langlauf sehr viel zu verdanken. Es war eine tolle Zeit mit vielen Highlights, jetzt möchte ich mich neuen Zielen stellen. Es ist eine große Herausforderung, das ist mir bewusst. Aber ich bin sehr zuversichtlich, dass ich das mit Fleiß, Mut und Entschlossenheit schaffen kann», sagte Herrmann.
Vom DSV wird sie weiterhin alle Unterstützung erhalten. «Denise wird im Langlauf mit Sicherheit eine Lücke hinterlassen. Andererseits freuen wir uns natürlich, dass sie im Biathlon eine neue Herausforderung sucht und damit dem DSV weiterhin als Spitzenathletin zur Verfügung steht», bemerkte Sportdirektorin Karin Orgeldinger.
Im seit nun zwei Jahren funktionierenden jungen Biathlon-Frauenteam muss sich Herrmann zunächst hinten anstellen. Ob es im Fall eines Scheiterns eine Rückkehr zum Langlauf geben kann, werde die Zeit zeigen. Sich von vornherein als «Standby-Langläuferin» warmzuhalten, wäre mit Blick auf ihre bisherigen Teamkolleginnen jedoch unfair.
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