Leipzig – Die Kondition der Leipzig-Bubis ist furchteinflößend, doch Kilometerfressen alleine reicht nicht.
«Weil wir so viel gelaufen sind, fehlte es an Präzision. Je länger das Spiel, umso unpräziser ging es nach vorne», kritisierte Trainer Ralph Hasenhüttl nach dem 1:1 in der Bundesliga gegen Borussia Mönchengladbach. Insgesamt rannten die RB-Profis gegen den Champions-League-Vertreter 120 Kilometer – interner Saisonhöchstwert. Bis zum Sonntag-Duell gegen die ebenfalls noch unbezwungenen Kölner wollen die jungen Leipziger wieder regeneriert sein.
Gladbachs Fußball-Weltmeister Christoph Kramer war erleichtert über den einen Punkt «gegen eine sehr schwer zu bespielende Mannschaft. Wenn sie so spielen, wie sie es heute getan haben, dann ist es sicherlich ein gewonnener Punkt, denn es werden nicht so viele Punkte im Bus anderer Gastmannschaften sein», behauptete der Nationalspieler. Sein Coach André Schubert, der nach dem Rückstand durch Tobias Werner (6.) und dem Verletzungs-Aus von Tobias Strobl (24.) frühzeitig umstellen musste, lobte den Charakter seines Teams. «Das ist nicht mein Fußball, aber wir haben das Spiel angenommen. Das war wichtig. Es ist ja immer noch ein Lernprozess.»
Obwohl die Borussen mit 58 Prozent Ballbesitz die bessere Quote hatten, verbuchten sie nur drei Torschüsse (Leipzig: 9). Den ersten knallte Fabian Johnson an die Latte, den dritten verwandelte er zum 1:1. «Spielerisch war es kein Zuckerschlecken. Uns liegt es mehr, wenn wir den Ball in den eigenen Reihen halten und kombinieren», meinte der US-Nationalspieler mit deutschem Pass und betonte: «Wir wussten, dass wir auch hohes Tempo gehen können und müssen.»
Leipzigs Diego Demme rannte als Abräumer im Mittelfeld unglaubliche 12,3 Kilometer. Schubert, dessen Team insgesamt sechs Kilometer weniger lief, war von der Intensität beeindruckt. «Leipzig ist unheimlich schwer zu bespielen. Allein die Laufumfänge, da lagen auch wir in allen Bereichen beim Bestwert. Doch man muss diese hohe Geschwindigkeit, die vielen Bälle und das Spiel des Gegners auch annehmen», meinte er. Nun geht es gegen Ingolstadt. «Sie spielen noch einen Tick anders als Leipzig, der Gegner zwingt dich manchmal zu gewissen Dingen, das machen wir ähnlich. Aber bei Ballgewinn wollen wir Fußball spielen.»
Leipzig versuchte es nach dem hohen Pressing immer wieder mit langen Bällen in die Spitze, wo die pfeilschnellen Yussuf Poulsen und Timo Werner auf ihre Chance warteten. «Wir hatten nach vorne nicht so gute Spielszenen, haben oft auch falsche Entscheidungen getroffen», bemängelte Hasenhüttl. Daher fühle sich das Unentschieden anders als beim 2:2 zum Auftakt in Hoffenheim an. «Wir wollten alles, man bekommt aber nicht immer alles», sagte der Österreicher. Er sprach von einer «schönen Erfahrung als Aufsteiger». Torschütze Werner war auch eine Stunde nach Abpfiff immer noch auf Betriebstemperatur und tönte: «In Köln werden wir genauso auftreten und hoffen, dass wir gewinnen.»
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(dpa)