Königssee – Nach überstandener Grippe ist Johannes Lochner rechtzeitig wieder in Angriffslaune. Der 26-jährige Europameister aus Berchtesgaden hat auf seiner Heimbahn in Königssee Kurs auf seinen ersten Viererbob-Weltmeistertitel genommen.
Im ersten von insgesamt vier Läufen verbesserte er mit Matthias Kagerhuber, Joshua Bluhm und Christian Rasp seinen eigenen Bahnrekord auf 48,26 Sekunden und hat vor den beiden abschließenden Läufen an diesem Sonntag hauchdünne drei Hundertstelsekunden Vorsprung vor dem viermaligen Zweierbob-Weltmeister Francesco Friedrich aus Oberbärenburg.
Noch in Reichweite zu den Medaillen liegt als Fünfter Friedrichs Vereinskollege Nico Walther, der sich im ersten lauf jedoch einen kapitalen Patzer leistete. Titelverteidiger Oskars Melbardis aus Lettland schraubte seinen eigenen Startrekord von 4,76 auf 4,73 Sekunden und ist Dritter.
«Es läuft wieder, ich bin zufrieden. Das wird noch ein spannendes Rennen morgen. Ich habe noch einige Fehler gehabt, daher bin ich optimistisch, dass es noch schneller geht», sagte Lochner, der in der Vorwoche fünf Kilogramm Gewicht verloren hatte. Doch seine Mama hatte ihn mit bayerischer Kost wieder etwas aufgepäppelt. Wie schon bei seinen drei Weltcupsiegen in diesem Winter kam er mit seinem privat gekauften Wallner-Schlitten perfekt zurecht und überzeugte anders als im Zweierbob-Wettbewerb mit idealer Linie.
Auch Zweierbob-Weltmeister Friedrich – der anders als Lochner mit einem geleasten Prototypen von Wallner unterwegs ist – überzeugte mit guter Fahrlinie. Nur am Start musste sich sein starkes Team mit Candy Bauer, Martin Grothkopp und Thorsten Margis den Letten um Melbardis geschlagen geben. «Im zweiten Lauf waren wir am Start etwas besser, das war insgesamt eine Angriffsfahrt», meinte Friedrich.
Wie ein Häufchen Elend saß der EM-Zweite Walther im Zielbereich auf einer Bande und ärgerte sich über seine missratene Fahrlinie nach der Ausfahrt S4 auf der langen Geraden. Völlig quer schlidderte sein FES-Bob die entscheidende Passage hinunter. Dabei hätte er mit einer ordentlichen Fahrt voll im Bereich von Lochner mitfahren können, was der ehemalige Junioren-Weltmeister im Rodeln dann im zweiten Lauf bewies. Frustriert vermied er auch die Mixedzone der Medien und ließ ausrichten: «Ich bin einfach nur scheiße gefahren.»
Vor dem Rennen hatte er noch eine Kampfansage an seine Teamkollegen gestartet, nachdem er noch ein Update von seinem Schlitten-Hersteller – dem Institut für Forschung und Entwicklung von Sportgeräten (FES) – bekam. «Wir haben da alles reingesteckt. Mal sehen, ob unser Schlitten schneller ist als Wallner», betonte Walther.
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(dpa)