Mainz – Dass Florian Müller im Abstiegskampf der Fußball-Bundesliga plötzlich zum Stammtorhüter beim FSV Mainz 05 aufgestiegen ist, hat der Youngster auch ein wenig Christian Heidel zu verdanken.
«Ich habe mal einen Wechsel von Müller zu Schalke verhindert», berichtete der Sportvorstand des Tabellenzweiten vor seiner Rückkehr an die alte Wirkungsstätte in Rheinhessen am Freitag. Als Schalke 04 wegen einer Verpflichtung Müllers vor zwei Jahren bei Heidel – damals noch Manager der Mainzer – anklopfte, lehnte dieser ab. Torwart-Trainer Stephan Kuhnert hatte ihm von einem Transfer abgeraten, weil er Müller für das größte Talent hielt, das er je gehabt habe. Nun hofft Heidel, dass er diese Entscheidung nach der Partie am Freitagabend nicht bereut.
Denn so ganz falsch lag Kuhnert mit seiner Einschätzung nicht. Nach dem überragenden Bundesliga-Debüt beim 0:0 in Hamburg hat der 20 Jahre alte Müller bei den Mainzern Ex-Nationalkeeper René Adler und Robin Zentner vorerst den Rang abgelaufen und wird auch gegen die Königsblauen zwischen den Pfosten stehen. «Wir sehen keinen Anlass, einen Torhüterwechsel vorzunehmen», verkündete FSV-Trainer Sandro Schwarz am Donnerstag.
«Für uns ist das eine logische Entscheidung, die zeitlich nicht begrenzt ist. Müller hat uns im Spiel beim Hamburger SV das Gefühl gegeben, dem Druck im Abstiegskampf standzuhalten», betonte Schwarz. Der wiedergenesene Adler muss sich also in die Reservistenrolle fügen. «Er hat sehr professionell reagiert und die Entscheidung respektvoll aufgenommen», berichtete der FSV-Trainer und ergänzte: «Er hat mir im Gespräch nicht das Gefühl vermittelt, dass ich damit eine Baustelle aufgemacht habe.»
Gegen Schalke trägt Müller also erneut die Hoffnungen der Mainzer, die jeden Punkt im Kampf gegen den Abstieg benötigen. Schalke-Trainer Domenico Tedesco warnte daher: «Die darf man nicht an der Tabelle messen. Sie spielen positiv aggressiv und mit Herz, sind variabel und haben schnelle Stürmer. Wir blenden die Tabelle am Freitag komplett aus.»
Sein Mainzer Kollege wollte die Bedeutung der Partie für den Tabellen-16. trotz der prekären Situation jedoch nicht überhöhen. «Wir können nicht jede Woche ein Endspiel ausrufen, das hältst du emotional nicht durch», sagte Schwarz. «Für uns wird es bis zum letzten Spiel gehen.»
Geschenkt werden die Mainzer nichts bekommen, denn Schalke wittert die Chance auf den Einzug in die Champions League. Heidel möchte daher mit seinem neuen Verein, zu dem er im Sommer 2016 wechselte, auch nichts zu einer möglichen Rettung der Rheinhessen beitragen. «Das ist nach wie vor keine normale Begegnung für mich, da es meine Heimat ist. Es ist völlig klar, dass ich Mainz den Klassenerhalt wünsche. Ich habe immer noch sehr viele Sympathien für den Verein», sagte Heidel. «Diese müssen während des Spiels aber ruhen.»
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(dpa)