Frankfurt/Main – Der 2017 geschlossene TV-Vertrag hat sich aus Sicht der Bundesliga-Manager bezahlt gemacht. Die Reichweite der Vereine im Fernsehen ist enorm gestiegen. Doch es gibt auch kritische Stimmen.
Nur noch ein Sonntag-Spiel zur ungeliebten Mittagszeit, erstmals Konferenz-Übertragungen auch am Donnerstag und alle 306 Partien wie gewohnt live: Nach der ordentlichen Premiere des neuen TV-Vertrages mit Sky und ARD/ZDF im Vorjahr erhofft sich die Handball-Bundesliga dank einiger Modifikationen noch mehr Publicity für ihre Sportart. «Wir wollen an der Seite unserer Partner in allen Bereichen noch besser werden», verkündete Liga-Präsident Uwe Schwenker das Ziel für die an diesem Donnerstag beginnende Spielzeit.
Auch wenn sich die Einschaltquoten beim Bezahlsender Sky in der Vorsaison in überschaubaren Grenzen hielten. Die beste Live-Quote lag bei 100.000 Zuschauern beim Topspiel Rhein-Neckar Löwen gegen SG Flensburg-Handewitt, die beste Konferenz verfolgten nach Sky-Angaben 120.000 Zuschauer: Für die Bundesliga-Manager ist der 2017 auf sechs Jahre abgeschlossene TV-Vertrag ein Segen für den Handball.
In einer Umfrage der Deutschen Presse-Agentur gab es bei zwei Enthaltungen überwiegend ein positives Feedback. Die meisten Vereine freuten sich über eine satte Steigerung der Fernseh-Reichweiten. «Wir sind in neue Dimensionen vorgestoßen», sagte etwa Wetzlars Geschäftsführer Björn Seipp. Gelobt wird auch die bessere Planbarkeit für die Zuschauer mit den festen Spieltagen am Donnerstag und Sonntag.
Allerdings beklagten einige Vereine wie Frisch Auf Göppingen, der VfL Gummersbach oder der TBV Lemgo durch die ungewohnte Anwurfzeit um 12.30 Uhr im Vorjahr einen Rückgang der Zuschauerzahlen. Darauf hat die HBL reagiert und mit dem Bezahlsender neue Anwurfzeiten ausgehandelt. Ab dieser Saison wird sonntags überwiegend erst um 16.00 Uhr gespielt, nur eine Partie wird um 13.30 Uhr angepfiffen. «Für uns bei Sky macht das keinen großen Unterschied», sagte ein Unternehmenssprecher dazu.
Die Vereine freut’s. «Wir versprechen uns davon eine Verbesserung», sagte Göppingens Geschäftsführer Gerd Hofele, der zugleich HBL-Vizepräsident ist. Jürgen Schweikardt, beim TVB Stuttgart Trainer und Geschäftsführer in Personalunion, stellte fest: «Die Anpassung war mit Sicherheit eine gute Entscheidung im Sinne der Clubs und seiner Zuschauer.»
Besonders glücklich sind die Handball-Manager über die ARD-Übertragungen. Das Erste zeigte in der abgelaufenen Saison vier Spiele live, acht weitere liefen in den Dritten Programmen. Die erfolgreichste Übertragung war die Partie THW Kiel gegen Rhein Neckar Löwen mit 1,83 Millionen Zuschauern. «Man sieht, dass Handball Potenzial hat, aber es ist eine langfristige Aufgabe», sagte ARD-Sportkoordinator Axel Balkausky.
Das sieht auch Thorsten Storm, Geschäftsführer des Rekordmeisters THW Kiel, so: «Handball ist immer noch keine Mediensportart. Da müssen alle – Vereine, HBL und EHF – noch mehr arbeiten, um in der Öffentlichkeit anzukommen.»
Gar nicht glücklich mit den festen Spieltagen sind die sportlich Verantwortlichen der Champions-League-Teilnehmer SG Flensburg-Handewitt und Rhein-Neckar Löwen. «Bezüglich des Spielplans würde ich mir eine europaweite Einführung der 72-Stunden-Regelung wünschen, so dass keine Spiele innerhalb von 48 oder sogar 24 Stunden stattfinden», sagte Flensburgs Geschäftsführer Dierk Schmäschke.
Ähnliche Töne sind aus Mannheim zu vernehmen. Löwen-Trainer Nikolaj Jacobsen sieht in den festen Bundesliga-Spieltagen einen klaren Nachteil für die Topteams. Die Löwen, die in der Vorsaison zwei Spiele an einem Tag absolvieren sollten und dadurch alle internationalen Chancen einbüßten, müssen in der Hinrunde gleich dreimal zwei Partien innerhalb von 48 Stunden bestreiten.
«Der Fernsehvertrag hilft den deutschen Spitzenclubs nicht, um in der Champions League erfolgreich zu sein», kritisierte Jacobsen daher jüngst in einem Interview des «Mannheimer Morgen». HBL-Geschäftsführer Frank Bohmann signalisierte zumindest, dass beide Teams in der K.o.-Phase der Königsklasse terminlich entlastet werden sollen.
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(dpa)