Köln – Norbert Meiers Herausforderung könnte größer nicht sein. 16 Spieler haben den SV Darmstadt 98 nach dem Klassenverbleib verlassen, zwölf neue sind gekommen.
Auch der Trainer ist neu. Meier eben, für den jetzigen Augsburger Dirk Schuster aus Bielefeld verpflichtet. Ein Haudegen der Szene, der schon mit Fortuna Düsseldorf unter ähnlichen Umständen wie jetzt im Südhessischen zu Dingen in der Lage war, die nicht alltäglich sind.
Das Problem des 57-Jährigen: In der knallharten Branche Profifußball ist Zeit Mangelware. Von den Machern wird schneller Erfolg gefordert. Trainerjobs sind oft von kurzer Dauer. Das alles ist Meier bewusst. Deshalb sagte er nach dem 0:2 seines neuen Arbeitgebers beim 1. FC Köln auch: «Garantiezeiten können wir da nicht geben.»
Damit meinte der ehemalige Bremer Meisterspieler nicht seine Pflichten, sondern die der ihm Anvertrauten. Denn die müssen eines quasi im Eilverfahren lernen: Wie können wir auf dem Platz so miteinander harmonieren, dass auch am Ende der Saison 2016/17 der Haken hinter das «Dringeblieben» gemacht werden kann.
Noch, zu Beginn der Zeit ohne Schuster und mit Meier, hakt es. «Scheiße» – diese drastische Formulierung wählte Mittelfeldmann Florian Jungwirth für den von Wetterunbilden begleiteten Auftritt vor den 50 000 im ausverkauften Kölner Stadion ganz bewusst. Er wollte wach rütteln. «Das darf nicht zu lange dauern», bemerkte Jungwirth zu dem, was nicht zu übersehen war.
Auch bei Meier nicht, der in hellblauem Hemd, die Ärmel bis zu den Ellbogen hochgekrempelt, und verwaschenen Jeans anschauen musste, was er später verbal festhielt: «Man hat gesehen, dass wir an den Mechanismen in der Mannschaft noch arbeiten müssen.» Und: «Die Automatismen waren noch nicht da.»
Wohl wahr. Und nachvollziehbar bei sieben Neuen, die Meier in seine Startelf nahm oder nehmen musste. Schmerzhaft teilweise. Denn ein Sven Schipplock, vom Hamburger SV für den nach Hoffenheim gewechselten Sandro Wagner als Angreifer geholt, ist noch nicht da angekommen, wo Wagner war: bei hoher Torgefahr, die sich in 14 Treffern Wagners manifestierte.
«Danach verstehen wir uns vielleicht besser», ließ Schipplock nach den 90 Minuten von Müngersdorf zur bevorstehenden Länderspielpause wissen. Denn, das war auch ihm bewusst: «Die Spieler kennen die Abläufe der anderen noch nicht.» Jetzt müsse man eben «Tag für Tag hart arbeiten», forderte Mannschaftskapitän Jerome Gondorf.
Meier analysierte es klar: «Die Schwächen werden schonungslos aufgedeckt.» Schwächen seiner «Lilien», die durch Marcel Risse (11. Minute) und Torjäger Anthony Modeste (61.) zum Auftaktsieg der längst etablierten Kölner führten. Die kontinuierlich positive Entwicklung des Teams von Chefcoach Peter Stöger machte sich gegen Darmstadt abermals bemerkbar.
«Wir haben 90 Minuten gezeigt, dass wir der Herr im Haus sind», kommentierte der überzeugende Leonardo Bittencourt. Vorläufig indes muss der FC auf Abwehrchef Dominic Maroh verzichten. Er zog sich in der Schlussphase einen doppelten Rippenbruch zu.
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(dpa)