Nürnberg – Vom Fanboykott hält Nürnbergs Trainer Michael Köllner herzlich wenig – und auf lautstarke Unterstützung kann auch das Leverkusener Geburtstagskind Heiko Herrlich nicht vertrauen.
Aus Protest gegen fan-unfreundliche Anstoßzeiten wollen Anhänger beim ersten Montagsspiel (20.30 Uhr) dieser Saison in der ersten Hälfte unter anderem keine Gesänge organisieren. In Leverkusen hatten Fußball-Sympathisanten sogar angekündigt, die Begegnung beim 1. FC Nürnberg komplett zu boykottieren.
«Ich habe Verständnis, dass Fans ihren Unmut über die Kommerzialisierung des Fußballs und gewisse Regularien zeigen. Allerdings schaden sie mit solchen Aktionen der Mannschaft», hatte Köllner schon lange vor dem Duell klargemacht. Zumal seine Mannschaft lautstarke Unterstützung von Beginn an wirklich gut gebrauchen könnte – wie am Montagabend.
Nach sechs sieglosen Bundesligapartien am Stück geraten die Franken zunehmend in Bedrängnis. Erschwerend kommt hinzu, dass Leverkusen die vergangenen fünf Partien in Deutschlands Eliteklasse gegen den «Club» für sich entscheiden konnte. Sein Team müsse gegen «eines der Schwergewichte der Liga», so beschrieb Köllner den Rivalen, mit «viel Herz, Laufstärke und Kampfgeist» auftreten.
Gegen Bayer dürfte das auch nötig sein. Zwar hat Herrlichs Team, der am Montag seinen 47. Geburtstag feiert, nach zwölf Spieltagen nur 14 Punkte und damit auch nur vier mehr als die Nürnberger. Doch die individuelle Klasse der Leverkusener ist deutlich höher.
Der FCN muss außerdem personell umbauen. Nach dem Ausfall der Rechtsverteidiger Enrico Valentini und Robert Bauer ist eine kreative Lösung gefragt. «Es ist keine einfache Situation, wenn beide ausfallen», räumte Köllner ein. Der 19-jährige Kevin Goden, im Sommer vom 1. FC Köln gekommen, sei eine Option.
Im Tor hat sich Köllner längst festgelegt. Aufstiegstorwart Fabian Bredlow wird Christian Mathenia ersetzen, der sich gegen Schalke eine schwere Knieverletzung zugezogen hatte. «Wir haben uns nicht von Ungefähr vor der Saison für ihn als Nummer eins entschieden», sagte Köllner zu Bredlow, der nach mehreren unglücklichen Vorstellungen am achten Spieltag seinen Platz an Mathenia verloren hatte.
Die Leverkusener wollen endlich eine Positivserie starten. Allerdings wird neben Panagiotis Retsos (Muskelsehnenverletzung im linken hinteren Oberschenkel) auch Nationalspieler Jonathan Tah wegen einer Erkältung fehlen. «Ich wünsche mir, dass die Mannschaft eine Top-Leistung bringt und an ihre Grenzen geht», sagte Herrlich, dessen Team immerhin von rund 360 Anhängern begleitet wird, wie ein Bayer-Sprecher ankündigte.
«Wir dürfen gegen Leverkusen nicht nur einen Plan im Kopf haben, ein guter Rhythmuswechsel wird nötig sein. Und wir müssen weit über unsere Grenzen gehen und unsere Fehler minimieren», sagte Köllner. Wenn seine Spieler all das umsetzen, wird er am Ende auch den Stimmungsboykott der Anhänger verschmerzen können.
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(dpa)