London – Nach seinem Coup bei der ATP-WM startete Alexander Zverev in eine lange Londoner Partynacht. Noch in der Umkleide wurden die ersten Champagner-Flaschen geköpft, danach ging es mit der Familie und einigen Kumpels weiter zum persönlichen Champions-Dinner.
Viel Schlaf stand bis zum Abflug in den Urlaub nach Dubai am Morgen für Deutschlands neuen Tennis-Star nicht auf dem Programm.
Schon in seiner Rede nach dem Triumph gegen den serbischen Weltranglisten-Ersten Novak Djokovic war der 21-Jährige bester Laune. «Du hattest so ein tolles zweites Halbjahr, danke, dass du heute gegen mich verloren hast», sagte Zverev zu Djokovic. Und an seinen Trainer Ivan Lendl gerichtet, mit dem er erst seit rund drei Monaten zusammenarbeitet, sagte Zverev: «Danke Ivan, dass du zu unserem Team gestoßen bist. Ich denke, bislang läuft es ganz okay.»
In der Tat trägt die Zusammenarbeit mit der früheren Nummer eins der Welt bereits Früchte. So gut, wie in den Tagen von London hat Zverev in seiner Laufbahn bislang noch nie aufgeschlagen. Auch gegen Djokovic war der konstant hochprozentige Aufschlag einer der Schlüssel zum überraschend klaren 6:4, 6:3 gegen die Nummer eins der Welt.
Und auch die Art und Weise, wie fokussiert Zverev im bislang größten Endspiel seiner Karriere auftrat, beeindruckte. «Wir wussten vorher, dass er Grand-Slam-Turniere gewinnen kann. Jetzt wird er bei jedem Grand Slam zu den Favoriten zählen», sagte Djokovic über Zverev, der für seinen Triumph 2,5 Millionen Dollar kassierte und das Jahr auf Platz vier der Weltrangliste beenden wird.
«Ein neuer Star ist geboren», sagte Deutschlands Tennis-Legende Boris Becker als Experte im englischen TV-Sender BBC. Becker hatte den Saisonabschluss der acht besten Spieler als letzter Deutscher 1995 gewonnen. Zverev ist nach Becker und Michael Stich erst der dritte Deutsche überhaupt, der den Titel bei der ATP-WM gewinnen konnte.
Mit dem Sieg von London hat es der gebürtige Hamburger auch allen Kritikern gezeigt, die sein bislang durchwachsenes Abschneiden bei den Grand-Slam-Turnieren bemängelt hatten. Das Viertelfinale bei den French Open 2018 ist sein bislang bestes Grand-Slam-Resultat. Dass das 2019 nicht so bleiben soll, ist spätestens seit Sonntagabend klar.
Doch zunächst einmal will Zverev mit Tennis nichts zu tun haben. Im Urlaub in Dubai und auf den Malediven will die deutsche Nummer eins den Akku nach einer langen Saison, in der keiner mehr Matches gewann als er, wieder aufladen. Dann geht es in die Vorbereitung, der erste offizielle Auftritt ist dann der Hopman Cup in Perth rund um den Jahreswechsel an der Seite von Angelique Kerber. Die Weltranglisten-Zweite hatte im Sommer in Wimbledon gewonnen, nun Zverev bei den ATP Finals – London war 2018 ein gutes Pflaster für das deutsche Tennis.
Fotocredits: John Walton
(dpa)