New York – Branchenanführer Rafael Nadal stoppt bei den US Open einen frechen Tennis-Teenager, die topgesetzte Karolina Pliskova verliert nach dem nächsten imposanten Auftritt einer Amerikanerin ihren Status als Nummer eins.
Weil die tschechische Vorjahresfinalistin in der Runde der besten Acht an CoCo Vandeweghe scheiterte, wird Nadals spanische Tennis-Kollegin Garbiñe Muguruza an die Spitze rücken. Pliskova unterlag überraschend 6:7 (4:7), 3:6 und kann ihre Position in der Weltrangliste nicht mehr verteidigen. Vandeweghe zog als dritte US-Amerikanerin ins Halbfinale ein.
Dort steht auch Nadal, der seine Titelsammlung mit dem dritten US-Open-Triumph weiter aufhübschen kann. Der 31-Jährige fertigte den Russen Andrej Rubljow 6:1, 6:2, 6:2 ab und ließ dabei dem jüngsten Viertelfinalisten seit Andy Roddick 2001 keine Chance. In nur 97 Minuten beendete er den Aufstand des überforderten 19-Jährigen und bereitete den Weg für einen möglichen Halbfinal-Showdown mit Roger Federer. Sein Dauerrivale wollte in der Nacht mit einem Erfolg über Juan Martin del Potro nachziehen. «Es wird in jedem Fall schwierig, ich freue mich auf einen magischen Abend», sagte Nadal über seine nächste Aufgabe.
Rubljow gilt ähnlich wie Alexander Zverev als ein Versprechen für die Zukunft. Auf der größten Tennis-Bühne der Welt schenkte er seinem Idol allerdings etliche Punkte: Mehr als doppelt so viele leichte Fehler führte die Statistik für ihn auf. «Für mich war es ein wichtiger Sieg. Ich bin glücklich, die Möglichkeit hier im Halbfinale wieder zu haben», sagte der Spanier.
Vandeweghe setzte mit ihrem ersten Halbfinaleinzug in New York das unerwartet imposante Abschneiden der heimischen Spielerinnen auch ohne Serena Williams fort. Selbstbewusst zog sie ihr risikoreiches Spiel durch. Nach dem verwandelten Matchball fiel sie auf die Knie und bedankte sich bei ihrer Box. «Ich könnte mir nichts Schöneres wünschen», sagte die Nummer 22 der Welt.
Vor dem abschließenden Viertelfinale zwischen Keys und Kanepi in der Nacht zum Donnerstag war damit das seltene Kunststück möglich, dass ausschließlich Amerikanerinnen die Vorschlussrunden-Plätze besetzen. Zuletzt gelang dies einem US-Quartett bei einem Grand-Slam-Turnier 1985 in Wimbledon – angeführt von Martina Navratilova.
«Wir wollten die gleichen Spielerinnen in einer späteren Generation sein», erklärte Vandeweghe. «Wir müssen Serena und Venus bewundern. Sie haben mich inspiriert.» Die 37-jährige Venus Williams tritt im Kampf um den Einzug ins Endspiel am Donnerstag gegen die 13 Jahre jüngere Sloane Stephens an.
Abseits der Tennisplätze von Flushing Meadows darf die 23-jährige Muguruza über den Sprung auf Platz eins jubeln. Für die Spanierin war schon in der Runde der besten 16 Schluss. Weil sie aus dem Vorjahr kaum Punkte zu verteidigen hatte, schiebt sie sich durch die komplizierte Weltranglisten-Arithmetik nach vorn. «Für mich wird ein Traum wahr. Hoffentlich kann ich dort so lange wie möglich bleiben», sagte die Wimbledonsiegerin in einer Video-Botschaft.
Die zwei Jahre ältere Pliskova hätte wie im Vorjahr das Endspiel erreichen müssen, um in ihre neunte Woche als Nummer eins zu gehen. Am 17. Juli war die neunfache Turniersiegerin auf Angelique Kerber gefolgt. Der erneute Wechsel belegt, wie ausgeglichen das Damen-Tennis derzeit ist. Keine dominiert so, wie zuvor die momentan pausierende Serena Williams.
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(dpa)