Leichtathletik

Neue Impulse, neue Stärke: Storl vor EM-Rekordsieg

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Berlin – Ausnahmeathlet David Storl ist wieder mit sich im Reinen und bereit für die historische Tat bei der Heim-EM in Berlin. Der Leipziger könnte am Dienstag zum vierten Mal Europameister werden. Das hat zuvor noch kein Kugelstoßer geschafft.

«Wenn ich Europameister werde, wäre das nicht nur eine Serie, die sich fortsetzt», sagte Storl. Es wäre für ihn nach zwei schwierigen Jahren und einem Trainerwechsel ein ganz besonderer Sieg: «Für einen Athleten mit 28 Jahren ist das ein wahnsinniger Schritt gewesen, das ganze System umzustellen und trotzdem an den Erfolg anzuknüpfen.»

Seit Herbst 2017 arbeitet der Olympiazweite von 2012 mit seinem neuen Trainer Wilko Schaa, einem Sportwissenschaftler. Mit seinem vorherigen langjährigen Coach Sven Lang fühlte er sich in eine Sackgasse geraten. Das «Jahrhunderttalent» brauchte neue Impulse.

«Der Schritt zum neuen Trainer war richtig und notwendig», meinte der 1,98 Meter Hüne, der 2011 und 2013 schon Weltmeister geworden war. «2016 und 2017 lief es nicht so nach meinen Vorstellungen. Die Leistungen haben immer noch gepasst und haben alles etwas geschönt.» Unter der Regie von Schaa mache ihm das Training wieder Spaß.

«Ich glaube, dass das Problem nicht nur bei mir lag», sagte Storl zum Trainerwechsel. «Natürlich ist es schön für einen Trainer, wenn es über Jahre funktioniert.» Wenn es irgendwann nicht mehr funktioniere und es hake, «dann ist es schwer, aus dem Trott auszubrechen und etwas Neues zu probieren. Das war nur durch meinen Schritt möglich.»

Mit dem nicht viel älteren Schaa, der ebenso wie er Jungvater ist, pflege er ein anderes Verhältnis. Dabei war der wissenschaftliche Mitarbeiter des Leipziger Sportinstituts IAT anfangs nicht begeistert, den Job zu wechseln und Storl in die Weltspitze zurück zu führen. «Ich habe nicht sofort Hurra geschrien», bekannte der Coach.

Mit ihm hat Storl neue Wege eingeschlagen und das Blocktraining mit drei Phasen eingeführt. «Das macht die Weltspitze in Amerika auch», sagte er. Außerdem habe man die ganze Übungspalette verändert, von Stütz- auf Drehstoß umgestellt und auf seine körperliche Situation Rücksicht genommen. «Ich habe eine leichte X-Bein-Stellung. Dadurch kommen Fehlbelastungen auf die Knie zustande, durch die der Entzündungszustand im Knie angefacht wurde», erklärte Storl, der zugleich das Körpergewicht auf 122 Kilogramm reduziert hat: «Damit fühle ich mich wohl. Einiges an träger Masse ist weg.»

Außerdem hat das Duo den Schwerpunkt in der Vorbereitung auf schnelligkeitsorientiertes Training gelegt. «Das ist der richtige Weg, um in Richtung meiner Bestleistung von 22,20 Metern zu stoßen», sagte Storl. Davon war er bei der WM 2017 in London als Zehnter und bei Olympia 2016 in Rio als Siebter weit entfernt.

Nun traut er sich als Nummer zwei Europas mit 21,58 Metern – hinter dem Polen Michal Haratyk (22,08) – nicht nur zu, die kontinentale Elite auszustechen. «In diesem Jahr war das Ziel, wieder Anschluss an die Weltspitze zu bekommen», sagte Storl. «Wir wollen in diesem Jahr noch 22 Meter stoßen.» Selbst die 23 Meter sind für ihn kein Limit. «Das wird irgendwann passieren. Es schon wird befürchtet, dass man mit 22 Metern bei einem Wettkampf noch in diesem Jahr Dritter wird», meinte Storl. «Das Kugelstoßen der Männer hat sich enorm entwickelt.»

Sein großes Ziel sind jedoch die Tokio-Spiele 2020. «Darauf ist der neue Trainingszyklus ausgerichtet, dafür haben wir noch einige Pfeile im Köcher gelassen», sagte Storl und betonte: «Ich sehe mich nicht am Ende meiner Karriere. Ich möchte meine Laufbahn nicht mit Anfang 30 Jahren beenden.»

Dafür könnte er der derjenige sein, der am Dienstag die erste deutsche EM-Medaille gewinnt, wenn nicht Richard Ringer (10 000 Meter), Sprint-Ass Gina Lückenkemper oder Hürdensprinterin Cindy Roleder schneller sind. Storl: «Ich hätte aber nichts dagegen, wenn wir vorher schon zwei, drei Medaillen hätten.»

Fotocredits: Michael Kappeler
(dpa)

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