Leipzig – Es könnte der letzte Applaus für Naby Keita im Trikot von RB Leipzig gewesen sein. Torschütze, Mitgarant für das 3:1 über den FC Schalke 04 – aber nach der fünften Gelben Karte auch gesperrt am kommenden Samstag beim Spiel gegen den SC Freiburg.
Genug Zeit, um den vorgezogenen Wechsel zum FC Liverpool perfekt zu machen. Selbst wenn Trainer und Mitspieler nicht müde wurden zu betonen, wie wichtig dieser Keita für den erneuten Champions-League-Anwärter RB Leipzig ist. «Er hat heute gezeigt, dass er weiter mit uns spielen will», meinte Keeper Peter Gulacsi – einst selbst Profi in Liverpool.
Zumindest konnte Keita mit seinem dritten Treffer in der laufenden Saison der Fußball-Bundesliga den Weg zum ersten Sieg nach fünf Pflichtspielen ebnen. Ein Distanzschuss, abgefälscht von Schalkes Abwehrchef Naldo, unhaltbar für Schalkes Torwart Ralf Fährmann, der drei Minuten zuvor einen Foulelfmeter von Jean-Kévin Augustin (38.) noch hatte parieren können. Damit könnte sich für Keita ein Kreis geschlossen haben: Am 10. September 2016 hatte der wenige Wochen zuvor von Red Bull Salzburg gekommene Dribbler, Vorbereiter und Spielgestalter beim 1:0-Sieg gegen Borussia Dortmund RB Leipzigs erstes Bundesliga-Tor vor heimischer Kulisse erzielt.
Sein Wechsel nach Liverpool zur Sommerpause für angeblich rund 70 Millionen Euro steht bereits sei Monaten fest, seit Tagen wird heiß spekuliert, dass Jürgen Klopp Keita schon jetzt haben will. Bei 20 Millionen Euro Zusatzzahlung willige RB ein, berichtete die «Bild»-Zeitung. Die Vereinsspitze bleibt öffentlich beim Standpunkt, dass Keita die Saison bei RB zu Ende spielt. Bemerkenswert war allerdings auch diese Aussage von Coach Ralph Hasenhüttl nach der Partie: «Wir betreiben sehr viel Aufwand, um die Jungs auf ein Spiel vorzubereiten, bei Naby war es noch ein bisschen mehr.»
Was auch immer sie ihm gesagt hatten, es half. Genau wie Hasenhüttl auch die richtigen Worte an den Rest seiner Mannschaft gerichtet hatte, die mit ihrer Strategie und Spielweise selbst ein ausgewiesenes Taktik-Genie wie den S04-Trainer Domenico Tedesco überraschte. «Wir haben nicht damit gerechnet, dass RB nicht tiefer steht und nicht so hoch anläuft. Das ist untypisch für Leipzig», sagte er nach der ersten Niederlage seiner Mannschaft nach 13 Pflichtspielen. Platz zwei in der Tabelle war ebenfalls futsch.
Den beansprucht RB für sich. Dank neuer taktischer Varianten wie einem sonst ungewohnten 4-3-3-System oder Konrad Laimer, einem Sechser-Experten, auf dem rechten Verteidigerposten, hat RB sein Repertoire für die Rückrunde bei vielen geheimen Trainingseinheiten noch mal erhöht. Die Unberechenbarkeit ist zurück.
Vom Anschlusstreffer Naldos (55.) ließ sich die zunächst ungewohnt zurückhaltend agierende Leipziger Mannschaft nicht beirren. In der zweiten Halbzeit drehte RB viel mehr auf. Sechs Minuten nach seiner Einwechslung sorgte Timo Werner für die erneute Führung, weitere 120 Sekunden gelang Bruma das 3:1. «Das Spiel war so, wie wir es uns vorgestellt hatten», sagte RB-Keeper Gulacsi. Das dürfte auch für Keita gelten, der wie meistens nach der Partie nicht sprach, sondern in den Katakomben der Red Bull Arena verschwand. Ob er sich in zwei Wochen gegen den Hamburger SV dort wieder das RB-Trikot überzieht, ist sehr fraglich.
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(dpa)