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Neureuther: «Ich weiß, dass ich das Zeug dazu habe»

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St. Moritz – Mit dem Team-Event am Dienstag beginnt für Felix Neureuther die achte WM seiner langen Karriere.

In St. Moritz schließt sich für Deutschlands besten Skirennfahrer zudem ein Kreis: Vor 14 Jahren durfte er im Engadin das erste Mal an Titelkämpfen teilnehmen – nun sind es aller Wahrscheinlichkeit nach seine letzten. Was das für ein Gefühl ist und was sich an seiner Herangehensweise im Vergleich zum ersten Mal verändert hat, erzählt Neureuther im Interview der Deutschen Presse-Agentur.

Für Sie persönlich geht die WM am Dienstag mit dem Team-Event los. Inwiefern ist das nur die Ouvertüre für die wichtigeren Einzelstarts im Riesenslalom (Freitag) und Slalom (Sonntag)?

Felix Neureuther: Jedes Rennen spricht für sich. Der Teambewerb hat natürlich eine Bedeutung. Ich finde es ganz witzig, dass etwa beim Biathlon die Staffel fast den höheren Stellenwert hat als die Einzelrennen. Bei uns hat der Teambewerb, rein was die Außendarstellung betrifft, nicht so einen hohen Stellenwert. Aber für uns Sportler ist er definitiv eine Geschichte, bei der wir unbedingt gut sein wollen.

Vor zwei Jahren in Beaver Creek waren Sie etwas sauer, weil das Team früh ausgeschieden ist. Was wünschen Sie sich dieses Mal?

Neureuther: Dass wir gut fahren, einen guten Start in die Technikwettbewerbe haben. Dass so ein bisschen ein Flow und ein Heißhunger entsteht, das wünsche ich mir.

In Stockholm kurz vor WM-Start sind beim Parallel-Slalom alle Österreicher in der ersten Runde ausgeschieden, Ihr Teamkollege Linus Straßer hat gewonnen. Sind die Österreicher noch Konkurrenten?

Neureuther: Wenn man gesehen hat, wer die letzten Goldmedaillen geholt hat, dann sind sie schon ernstzunehmende Konkurrenten. Stockholm war schon sehr speziell, das wird bei der WM ganz anders werden.

St. Moritz hat nicht den allerkompliziertesten Slalom-Hang, was Ihnen nicht entgegenkommt, haben Sie doch eher die schwierigen wie Wengen, Kitzbühel und Schladming lieber. Wie gehen Sie damit um?

Neureuther: Ich muss einfach probieren, die Gegebenheiten anzunehmen und trotzdem aus der Situation das Beste machen. Mir ist klar, dass es nicht einfacher wird, ganz vorne zu landen. Aber ich weiß, dass ich das Zeug dazu habe. An dem Tag muss einfach alles zusammenpassen.

Wie sehr schmerzt es Sie persönlich, dass der Teamkollege Fritz Dopfer als Medaillenkandidat verletzt fehlt? Jetzt scheint der Druck ja noch mehr auf Ihnen zu lasten, die eine vom Verband erwartetet Medaille bei den Herren zu gewinnen.

Neureuther: Das ist keine zusätzliche Belastung. Es ist sehr bitter für uns als Mannschaft, dass der Fritz nicht dabei ist. Aber bei einer WM fährt in erster Linie jeder für sich. Da probierst du für dich selbst das Beste zu geben. Wenn es reicht, dann ist es gut. Wenn nicht, dann können sich viele Leute darüber ärgern und aufregen, aber das bringt mir selbst in dem Moment relativ wenig. Für den Verband wäre der Fritz natürlich sehr wichtig gewesen, weil er sehr konstant ist. Und auch für uns als Mannschaft ist es so: Man pusht sich im Training vorher schon ein Stück weit mehr, wenn der Fritz dabei ist.

Wie bewusst ist Ihnen, dass dies wohl die letzte WM Ihrer Karriere sein wird, 14 Jahre nach dem WM-Debüt just in St. Moritz?

Neureuther: Noch gar nicht so sehr, weil ich es einfach genieße. Es ist für mich sehr schön, an den Ort zurückkehren zu dürfen, wo alles angefangen hat. Deswegen kann ich die Eindrücke viel mehr genießen und auch mehr mitnehmen als damals, weil mir alles viel bewusster ist. Früher dachte man: Mei, ich habe ja noch so viel vor mir. Aber die Zeit vergeht so schnell, und auf einmal steht man 14 Jahre später wieder da und denkt sich: Wow, ist das schon so lange her. Das ist schon irre.

Wie unterscheiden sich die Herangehensweisen bei einer achten Weltmeisterschaft im Vergleich zu den früheren?

Neureuther: 2011 in Garmisch habe ich mir eines geschworen: So wie es damals abgelaufen ist, so will ich es nie wieder machen. Ich hatte mich damals extrem zurückgezogen und versteckt, probiert bloß keinen Fehler zu machen. Das war für mich genau der falsche Weg. Schladming 2013 habe ich wahnsinnig genossen, das hat sehr gut funktioniert. Das habe ich in Beaver Creek 2015 genauso probiert, obwohl ich dort am Rücken schon sehr angeschlagen war. Genauso werde ich das hier in St. Moritz auch machen.

Welchen Stellenwert haben für Sie die beiden bisherigen WM-Einzelmedaillen, also Silber 2013 in Schladming und Bronze 2015 in Beaver Creek jeweils im Slalom?

Neureuther: Die erste hat einen sehr großen Stellenwert. Der Druck, den ich in Schladming hatte, der wird niemals mehr so groß sein, da kann sogar Olympia kommen. Was ich dort abgeliefert habe, das war schon cool. Das hat mir Spaß gemacht und gezeigt, wie es geht und wie ich zu funktionieren habe, wenn es darauf ankommt. An Beaver Creek denke ich keine Sekunde, weil ich dort hätte Gold gewinnen müssen. Ich bin an dem Tag so schlecht Ski gefahren und hätte für mich persönlich keine Medaille verdient gehabt. Deswegen ist mir diese relativ egal.

Wissen Sie denn, wo die Medaille heute liegt?

Neureuther: Nein! Aber ich weiß auch nicht, wo die von Schladming liegt.

ZUR PERSON: Felix Neureuther geht in St. Moritz in seine achten und wohl letzten Weltmeisterschaften. Der 32-Jährige zeigte schon bei der WM-Premiere 2003 sein Talent für flotte Sprüche, als er sich bei der ersten Pressekonferenz über die «Skihasen» am Hoteleingang freute.

Fotocredits: Michael Kappeler
(dpa)

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