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Nord-Krisengipfel: HSV auf Jugendtrip – Werder auf Torsuche

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Hamburg – Nach dem bezeichnend tristen 0:0 im Nordderby einte den Hamburger SV und Werder Bremen eine bittere Erkenntnis: Es geht für beide in der Fußball-Bundesliga schon jetzt nur noch gegen den Abstieg.

Feine Unterschiede gibt es dennoch. Der Punktgewinn für die Hamburger beendet eine Serie von vier Niederlagen in Folge. Der Punkt für die Bremer zementiert deren Sieglosserie seit saisonübergreifend zehn Spielen. «Das Unentschieden hilft uns nicht. Ich bin frustriert, dass wir noch keinen Sieg haben», sagte Werder-Abwehrspieler Milos Veljkovoic.

Der HSV versucht die Kehrtwende mit der Abteilung Jugend forscht, Werder Bremen will trotz seiner fünfmonatigen Sieglosigkeit einen Aufwärtstrend erkennen. Im Umfeld wächst aber die Unzufriedenheit an Werder-Trainer Alexander Nouri. Ex-Torhüter Tim Wiese hatte die Derby-Schmalkost kommen sehen. «Ich frage mich, gegen wen Werder überhaupt gewinnen will. Vielleicht das Freundschaftsspiel gegen Meppen in der Länderspielpause», hatte er dem «Weser-Kurier» vor Spielbeginn gesagt.

Der als Provokateur bekannte einstige Schlussmann hält einen Wechsel auf der Kommandobrücke an der Weser für unausweichlich und brachte den ehemaligen Bremer und jetzigen Darmstadt-Trainer Torsten Frings ins Spiel. Davon will Geschäftsführer Frank Baumann nichts wissen. Trainer Nouri erreiche die Mannschaft nach wie vor und stehe nicht zur Disposition, lässt Baumann wissen. Dass sein Team mit drei Saisontoren ein Ausbund an Harmlosigkeit ist, stört Nouri nicht.

«Ich habe Statistiken gesehen, dass wir uns in dieser Saison mehr Torchancen erarbeiten als in der letzten», sagte der 38-Jährige. Im der vergangenen Spielzeit schafften die Bremer 61 Tore, den fünftbesten Wert aller Bundesligisten. Rückkehrer Zlatko Junusovic gab nach seinem ersten Saisoneinsatz zumindest zu: «Die Situation ist schwierig. Der Druck steigt.»

Den Sieg verdient hatten eigentlich die Hamburger. Sie erspielten sich nach verschlafenem Auftakt einige Möglichkeiten, vergaben diese aber unkonzentriert oder überhastet. «Die Mannschaft hat es nicht gut, sie hat es sehr gut gemacht», lobte HSV-Trainer Markus Gisdol seiner Kicker dennoch. «Es fehlte nur das Tor.» Die Spielkultur bleibt dabei auf unterer Ebene.

Weil der Coach auf seine gefährlichsten Profis wegen Verletzungen verzichten muss und von den Etablierten häufig enttäuscht wird, greift er jetzt in die Krabbelkiste. Tatsuya Ito, 20 Jahre, Vasilije Janjicic, 18 Jahre, und Fiete Arp, 17 Jahre, durften ran. 52 Minuten reichten die Kräfte des 1,63 Meter großen Wirbelwinds Ito (nach eigenen Angaben 1,68 Meter mit Schuhen), dann zwangen den trickreichen Linksaußen Wadenkrämpfe in die Knie. Das Bundesliga-Debüt des Japaners war abrupt vorbei, aber die Zuschauer erhoben sich und applaudierten lange und leidenschaftlich.

«Grandios gemacht. Er hat sich in die Herzen der Zuschauer gespielt», sagte Gisdol, und Sportchef Jens Todt schwärmte: «Große Klasse. Es macht Spaß, ihm zuzuschauen.» Der Japaner bekannte stolz: «Das ist mein größter Tag heute.» Dann kündigte er an: «Ich kann noch besser.» Das 59-Kilo-Leichtgewicht wunderte sich über die Schnelllebigkeit im Fußball. «Vor zwei Wochen habe ich in der Regionalliga vor 200 Leuten gespielt. Jetzt vor über 50 000 in der Bundesliga.» Bevor er zur U17-WM nach Indien reiste, durfte Fiete Arp erstmals drei Minuten in der Bundesliga spielen. «Das war überwältigend. Ich habe einmal den Ball berührt.»

Fotocredits: Daniel Reinhardt
(dpa)

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