Leverkusen – Nach dem Rasen-Tänzchen im Kreise seiner Leverkusener Kollegen grinste Joel Pohjanpalo in den Katakomben der BayArena.
Der finnische Fußball-Schelm sagte: «I had a good finish.» In der Tat, denn der noch 21-Jährige zelebrierte beim 3:1 (0:0) der Bayer-Werkself gegen den Hamburger SV einen irre-furiosen Schlussakkord.
Spätestens nach dem Hattrick binnen 16 Minuten, von der 79. Minute bis zur vierten der Nachspielzeit, sollte sich die Bundesliga diesen Namen merken: Pohjanpalo, wobei das «h» im Finnischen wie ein «ch» ausgesprochen wird. Oder, wie ihn seine Mitspieler seit dem Trainingslager in Zell am See nennen: «Danger», wegen der frappierenden Ähnlichkeit mit Schauspieler Max von der Groeben, der in der Filmkomödie «Fack ju Göhte» den Daniel Becker mimt und in dieser Rolle den Beinamen «Danger» hat.
Gefährlich – ja, das ist der Fußballer «Danger» Pohjanpalo. Für den Champions-League-Auftakt am Mittwoch gegen ZSKA Moskau, einen Tag nach seinem 22. Geburtstag, ist er sicher eine Alternative. Inklusive des Hattricks gegen den HSV sind ihm in dieser Saison schon vier Treffer gelungen. Als Joker. Beim Auftakt-1:2 in Mönchengladbach (78.), als ihm der zwischenzeitliche Ausgleich zum 1:1 gelang, und gegen Hamburg (72.) wurde er von Bayer-Trainer Roger Schmidt spät auf das Feld geschickt.
Es lohnte sich. Am Samstag vor 30 210 Zuschauern im ausverkauften Leverkusener Stadion sogar sehr. Dabei sollte Pohjanpalo, der am 15. April 2012 für seinen damaligen Verein HJK Helsinki gegen IFK Mariehamn innerhalb von zwei Minuten und 42 Sekunden drei Tore zum 3:1-Sieg erzielt hatte, im Grunde gar nicht für Bayer spielen.
Jetzt «passt es wunderbar», wie Bayer-Geschäftsführer Michael Schade über Pohjanpalo sagte. Über diesen jungen Blonden, der als Leihgabe für den VfR Aalen (2013/14) und zuletzt für Fortuna Düsseldorf (2014/15 und 2015/16) 77 Zweitligapartien bestritt, in denen er 18 Tore erzielte.
Die Bayer-Verantwortlichen entschieden sich erst spät dafür, dass Pohjanpalo in dieser Saison bleiben soll. Er wolle erstmal versuchen, sich beim Champions-League-Starter durchzusetzen, erklärte Leverkusens Teammanager Jonas Boldt Ende August.
Und wie er sich bislang durchsetzt. «Ich bin gut genug für die Bundesliga. Es ist ein perfekter Start für mich», betonte Pohjanpalo nach seinem Kopfball zum 1:1-Ausgleich gegen den HSV und den beiden unwiderstehlichen Schüssen mit dem rechten Fuß in der Draufgabezeit. «Drei Tore wie aus dem Bilderbuch», sagte Trainer Schmidt.
Wie es dazu kam? Das wusste Pohjanpalo so genau auch nicht. Nur, «dass meine Instinkte ziemlich gut waren». Schmidt habe ihm vor seiner Einwechslung gesagt, er solle ein Tor machen. Er machte. Und Pohjanpalo erfüllte auch den Auftrag von Bayer-Physiotherapeut Stuart Rickards: «Er hat mir gesagt, ich soll drei machen», bemerkte Hattrick-Mann Pohjanpalo – und machte.
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(dpa)