Wintersport

Regen und Wind machen Eisschnellläufer Ihle stark

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Kolomna – Während sich seine Auswahlgefährten nach Weihnachten auf das schnelle Eis in der Halle von Inzell begaben, suchte Nico Ihle das Training bei Wind und Regen.

«Ja, ich habe sogar am Silvestertag ein paar Startböller auf der Freiluftbahn im Küchwald gezündet», scherzte der 32 Jahre alte Chemnitzer. Der Vizeweltmeister gehört zu den großen Hoffnungen der deutschen Eisschnellläufer bei den Olympischen Winterspielen in Pyeongchang, von denen er nicht wieder wie vor vier Jahren in Sotschi als Vierter abreisen möchte.

Das harte Training auf seiner stark sanierungsbedürftigen Heimbahn gehört zu den Ritualen, die Ihle seit Jahren pflegt und die ihn im Vorjahr zu EM-Bronze und WM-Silber geführt haben. «Das brauche ich. Es gibt nicht Besseres, auch wenn die Zeiten auf dem Oval natürlich nicht so schnell sind wie auf den Hallenbahnen», sagte der sächsische Recke. «Wenn es taut, wird das Eis besonders schwer. Das kostet richtig Kraft, dann mit guter Technik seine Sprints zu absolvieren.»

Der Nebeneffekt des Heimtrainings ist für Ihle überaus angenehm: Im heimischen Haus in Lichtenstein genoss er mit Ehefrau Anni und den Töchtern Emma (5) und Maxi (1) ein ruhiges Weihnachtsfest nach Wochen voller Wettkampfstress im Weltcup.

Eine Absage für die Europameisterschaften im russischen Kolomna kam für Ihle nie in Frage. Natürlich reizt es ihn, auch bei der EM-Premiere auf 14 Einzelstrecken mit Edelmetall nach Hause zu kommen. Ähnlich wie im Vorjahr, als er in Heerenveen die Chance nutzte, auch bei der ersten EM im Sprint-Vierkampf auf dem Podest zu stehen. «Wir Sprinter brauchen mehr Wettkämpfe in regelmäßigen Abständen», sagte er mit Blick auf Claudia Pechstein oder Patrick Beckert. Die beiden weiteren Medaillenhoffnungen für Olympia verzichten auf EM-Starts und sehen den Weltcup Mitte Januar in Erfurt als ihre Generalprobe für Südkorea. Aber beide sind im Gegensatz zu Ihle eben Langstreckler, brauchen längere Phase der Regeneration.

Team-Chef Helge Jasch weiß um die Stärken des mit Abstand besten deutschen Eissprinters. «Wenn alles passt, ist er ganz vorn. Aber selbst den kleinsten Wackler darfst Du Dir dann nicht leisten», sagte Jasch. «In Kolomna kann sich Nico die Bestätigung für seine gute Form abholen.»

Im Rückblick auf die Rennen im November und Dezember bleibt Ihle selbstkritisch, obwohl er mit Platz zwei zum Auftakt in Heerenveen über 500 Meter als erster deutscher Eisschnellläufer die interne Olympia-Norm des Deutschen Olympischen Sportbundes knackte. «Dieser Superstart hat mich selbst überrascht. Aber mir war klar, dass dies jetzt nicht in jedem Rennen so weitergeht. Immer wieder gab es kleine Fehler. Aber das Gute ist: Ich weiß, dass ich mit einem optimalen Rennen ganz vorn mitlaufen kann», sagte der Chemnitzer. Reserven sieht er im Kurvenangang und der Spritzigkeit beim Start.

Der neben Ihle als Medaillen-Kandidat geltende Langstreckler Moritz Geisreiter aus Inzell musste seine EM-Teilnahme wegen einer Erkältung absagen. Dem deutschen Damen-Trio werden ohne Claudia Pechstein kaum Chancen im Kampf um die EM-Medaillen eingeräumt.

Fotocredits: Rick Bowmer
(dpa)

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