Radsport

Roubaix, Schnuller, Laufrad: Politts besonderes Rad-Jahr

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Göttingen – Das private Babyglück begleitet Nils Politt schon das komplette Radsport-Jahr. Nach seinem furiosen zweiten Platz beim Klassiker Paris-Roubaix verkündete er mit markantem Zahnpastalächeln, dass er und seine Frau Annike ein Kind erwarten. 

Bei der Tour de France, auf die Politt trotz des Geburtstermins Mitte Juli nicht verzichten wollte, reichte ihm ein Teammitglied einen Schnuller, um ihn in einer Ausreißergruppe zu motivieren – und verriet damit die Geburt des kleinen Töchterchens, die Politt während der Tour eigentlich geheimhalten wollte. Und bei der Deutschland-Tour, die noch bis Sonntag läuft, muss der 25-Jährige schon Fragen nach der Zukunft seiner Tochter beantworten.

«Zuhause ist alles gut, wächst und gedeiht. Vielleicht steht sie ja irgendwann in ein oder zwei Jahren mit einem Laufrad bei so einem Kids-Rennen am Start», verrät Papa Politt über das sechs Wochen alte Baby. Ob er den Job als Radprofi in Zukunft uneingeschränkt empfehlen könne? «Das schauen wir dann mal», sagte der Katusha-Alpecin-Profi mit breitem Grinsen. Denn Politt kennt auch die Schattenseiten seiner Sportart: die alljährlichen Qualen, die Gefahren und wechselnde  Sponsoren, wie es Politt nun auch wieder droht.

Katusha-Alpecin hatte seinen Fahrern während der Tour mitgeteilt, dass sie sich für das kommende Jahr nach neuen Teams umsehen können. Politt hat zwar einen Vertrag bis 2020, doch wie es weitergeht, weiß er derzeit nicht. «Ich bin gerade im Kopf so weit, dass ich nächstes Jahr bei Katusha fahre», sagte Politt. Er erwarte aber noch entsprechende «Informationen vom Team». Landsmann Pascal Ackermann von Bora-hansgrohe umschmeichelte den Hürther gleich mal: «Einer unserer besten Klassikerfahrer fehlt uns ja noch.»

Genau das will Politt bei der hügelig angelegten Deutschland-Tour unter Beweis stellen. 2018 belegte er trotz Etappensieg Rang zwei, zum Gesamtsieg fehlten nur wenige Sekunden. Ähnlich lief es in Roubaix, als nur Spezialist Philippe Gilbert den Sensationssieg von Politt verhinderte. «Dieses Jahr ist die Tour sehr, sehr gut besetzt. Es sind viele Weltklassefahrer dabei», sagte er vor dem Start.

Das Wochenende mit den anspruchsvollen Etappen nach Eisenach und Erfurt könnte dabei genau sein Ding sein. «Das liegt mir», betonte Politt, er fährt wieder auf Gesamtsieg.

Politt ist gemeinsam mit Auftakt-Sieger Ackermann, dem Tour-Vierten Emanuel Buchmann sowie dem deutschen Meister Maximilian Schachmann maßgeblich für den Generationswechsel verantwortlich, der sich derzeit im deutschen Radsport vollzieht. Dazu gehören freilich auch markante Sprüche sowie ein selbstbewusstes und humorvolles Auftreten in der Öffentlichkeit. Darauf angesprochen, dass Vorjahressieger Matej Mohoric dieses Jahr nicht dabei ist, sagte Politt: «Dann habe ich ja schon gewonnen, oder?» Ganz so leicht dürfte es ihm die Konkurrenz bis zum Finale in Erfurt aber nicht machen.

Fotocredits: Bernd Thissen,Bernd Thissen
(dpa)

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