Gelsenkirchen – Auf Schalke machen sich Fassungslosigkeit und Entsetzen breit – der Neuanfang unter Sportvorstand Christian Heidel und Trainer Markus Weinzierl ist völlig misslungen.
Nach dem 1:3 (1:1) gegen den 1. FC Köln verharrten die königsblauen Fußballprofis minutenlang mit hängenden Köpfen auf dem Rasen. Der eine oder andere verbarg sein Gesicht ob der vierten Saisonpleite im vierten Bundesligaspiel unter dem Trikot.
Heidel versuchte sich fast zwanghaft im Blick nach vorn. «Es nutzt ja nichts, dass wir sagen, Schalke 04 ist viel besser. Wir stehen da. Wir haben kein Spiel gewonnen. Der Situation müssen wir uns jetzt stellen.» Kapitän Benedikt Höwedes will mit aller Macht verhindern, dass der Neuaufbau durch hektische Maßnahmen gestört wird: «Das Wichtigste ist, dass wir in der Mannschaft und im Umfeld Ruhe bewahren. Und dass wir nicht kopflos werden.»
Doch Trainer Weinzierl musste «eine total bittere Niederlage» verarbeiten. Bei seiner Analyse war er kurz angebunden, wirkte angespannt. Angesprochen darauf, ob er angesichts der schon jetzt prekären Lage die Formulierung «Krise» erlaube, bemerkte der ehemalige Augsburger: «Ich habe kein Recht, irgendetwas zu erlauben oder nicht zu erlauben.»
Vor der Aufgabe bei 1899 Hoffenheim am Sonntag will Weinzierl die Fehler aus der Köln-Partie ansprechen «und es besser machen». Ihm und dem Team obliegt laut Heidel eines: «Diesen Negativlauf zu unterbinden.» Am Wichtigsten sei, dass jeder im Umfeld, im Verein und in der Mannschaft wisse, «dass wir da auch nur gemeinsam wieder rauskommen».
Eines will der Sportvorstand nicht tun: «Ich sehe jetzt keinen Grund, in die Kabine zu gehen und da rumzutoben.» Er wirbt dafür, das Dilemma «mit Ruhe und Verstand» durchzugehen. «Weiter arbeiten, es gibt keinen anderen Ansatz. Wir müssen in Ruhe weiterarbeiten, wir müssen trainieren, die Automatismen müssen rein», sagte Heidel.
Für Höwedes hat sich «unheimlich viel entwickelt, von der Vorbereitung bis jetzt». Der Schalke-Kapitän stellte fest: «Das Einzige, was negativ ist, sind die Resultate. Es ist ja nicht so, dass wir jede Woche schlecht spielen würden und die Spiele verlieren.» Dabei verkannte der Weltmeister, dass man den Kölnern nach Klaas-Jan Huntelaars 1:0 (36. Minute) die Treffer durch Yuya Osako (38.), Anthony Modeste (77.) und Simon Zoller (84.) fahrlässig ermöglichte.
«Jeder muss in sich hineinhorchen und das Beste aus sich herausholen, dann werden wir auch als Mannschaft das Beste herausholen.» Alle seien schuld, «dass wir da stehen, wo wir stehen», sagte Höwedes. Das ist der vorletzte Tabellenplatz – Anspruch und Realität klaffen sehr weit auseinander.
Höwedes nannte als Beispiel, wie es schnell besser werden kann, Borussia Mönchengladbach. Dieser Club habe in der Vorsaison eine ähnliche Situation erlebt und sei noch in die Champions League gekommen. «Ich glaube, wenn das Ding einmal angeschoben wird und wir den Lohn für die Arbeit einfahren, die wir investieren, dann werden wir auch einen Lauf kriegen. Aber dahin müssen wir erstmal kommen.»
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(dpa)