Prag – Ende 2016 war sie Nummer 158 der Tennis-Welt. Mehrere Monate musste sie wegen einer rätselhaften Viruserkrankung pausieren. Als Mona Barthel nach ihrem verblüffenden Turniersieg in Prag nun von «etwas Besonderem» sprach, war dies mehr als nur eine der üblichen Sportler-Phrasen.
Nach erfolgreich überstandener Qualifikation und acht Siegen an acht Tagen durfte die 26-Jährige aus Neumünster auf dem Sandplatz in der tschechischen Hauptstadt die gläserne Siegertrophäe küssen und ihren ersten Titel auf der WTA-Tour seit fast drei Jahren bejubeln.
«Ich habe mich unglaublich für sie gefreut, es war eine großartige Energieleistung. Damit war absolut nicht zu rechnen», sagte ihr Trainer Christopher Kas am Sonntagmorgen. Ganz der ehrgeizige Ex-Profi, blickte Kas aber schon auf die kommenden Aufgaben. «Das war erst der Einstieg in die Sandplatz-Saison und ist auch Verpflichtung für die nächsten Wochen», sagte der frühere Davis-Cup-Spieler und ehemalige Coach von Sabine Lisicki. Daher reisten Barthel und Kas auch direkt am Samstag ab und verzichteten auf eine Feier. «Nach den French Open können wir dann gerne etwas trinken», sagte Kas.
Mit einem schwer erkämpften 2:6, 7:5, 6:2 über knapp zwei Stunden hatte Barthel die Tschechin Kristyna Pliskova, Zwillingsschwester der Weltranglisten-Dritten und US-Open-Finalistin Karolina Pliskova, bezwungen. «Irgendwie habe ich es geschafft. Ich bin sehr froh über die ganze Woche. Ich war schon ziemlich kaputt und habe versucht, noch einmal alle Kräfte zu mobilisieren», sagte die Norddeutsche.
Diese Kräfte waren ihr zu Beginn der vergangenen Saison quasi komplett verloren gegangen. Sieben Wochen lag sie in ihrem Elternhaus in Neumünster im Bett. «Ich konnte mich kaum noch bewegen, jeder Schritt war unendlich anstrengend», sagte Barthel damals in einem Interview des «Hamburger Abendblatts» und berichtete von totaler Erschöpfung, Schwindel und permanenter körperlicher Schwäche.
Unzählige Arztbesuche, MRTs, CTs und Blutuntersuchungen brachten keine Klarheit. Am Ende war die Rede von «irgendeinem Virus». Angesichts ihrer Vergangenheit überrascht Barthels vierter Titel nach Hobart (2012), Paris (2013) und Bastad (2014) daher umso mehr.
In der Weltrangliste wird sie von Rang 82 in die Top 60 klettern. «Nach dem letzten Jahr, als es ziemlich schwierig war, bin ich an einem guten Punkt. Ich verbessere mich stetig und versuche jetzt, die Top 50 zu knacken. Mal schauen, wohin die Reise noch geht», sagte Barthel. Nach drei Tagen Erholung geht es am Dienstagabend nach Rom, wo die Generalprobe für die Ende Mai beginnenden French Open ansteht.
Dabei war alles eigentlich ganz anders geplant. «Unser Ziel war, in Madrid und Rom gut zu spielen», sagte Kas schmunzelnd. Weil Barthel aber in Prag ins Finale einzog, war es für die Madrid-Quali zu spät.
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(dpa)