Rostock – Nach seiner Dopingbeichte erwartet der Zehnkampf-Olympiasieger des Jahres 1988, Christian Schenk, von seinen früheren Sportkollegen nicht mehr Ehrlichkeit über deren eigene Doping-Vergangenheit.
Jeder habe sein Leben zu führen, betonte Schenk in Rostock bei der ersten Lesung aus seiner Autobiografie «Riss – mein Leben zwischen Hymne und Hölle». Vor gut 200 Zuhörern in der Thalia-Buchhandlung forderte er jedoch, dass für die Kinder in den Nachwuchsarbeit gute Rahmenbedingungen geschaffen werden müssen. Wenn sie Leistungssport betreiben, dürften sie nicht in die Situation kommen zu denken, dass sie Dopingmittel nehmen müssten. Schenk ging davon aus, dass der heutige Sport in Deutschland «wirklich sauber ist».
In der Lesung und auch der späteren Fragerunde gab der 53-Jährige tiefe Einblicke in seine psychische Krankheit. Das Verrückte an der sogenannten bipolaren Störung sei, dass sie in Wellen immer hin und hergeht. «Ich werde sie sicher nicht ganz loswerden», sagte Schenk. Diese bipolare Störung ziehe sich wie ein roter Faden durch das ganze Buch. Es könne nicht ausgeschlossen werden, dass die Erkrankungen direkt mit seiner Doping-Vergangenheit zusammenhänge, erklärte der Ex-Topathlet.
So gebe es eine drei Monate alte Stralsunder Studie, nach der die Lebenserwartung von Sportlern mit Doping-Vergangenheit zwischen sieben und 13 Jahren niedriger sei als im Schnitt der Bevölkerung. «Danach war ich völlig fertig.» Er habe vorher nie gehört, wie massiv das Dopingsystem in der DDR umgesetzt wurde und wie viele Opfer deswegen es heute schon gibt. Er hoffe, mit seinem Buch anderen depressiven Menschen eine Hilfe sein zu können.
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(dpa)