Fußball

Schlaflos in Zuzenhausen: Nagelsmann rotiert weiter

Von

on

Sinsheim – Julian Nagelsmann fuhr nach dem ersten internationalen Sieg in der Clubgeschichte von 1899 Hoffenheim erst gar nicht nach Hause. Er nächtigte im Trainingszentrum in Zuzenhausen.

Der 30-jährige Chefcoach wachte dann quasi im Bundesliga-Alltag wieder auf: Nur gut zwölf Stunden nach dem 3:1 gegen Istanbul Basaksehir beantwortete er bei der Pressekonferenz Fragen zum nächsten Spiel am Sonntag (18.00 Uhr) beim VfL Wolfsburg.

«Ich brauche immer lang, um nach dem Spiel einzuschlafen. Ich bin noch lange mit unserem Analysten zusammengesessen. Erst um Viertel nach vier sind mir die Augen zugefallen», erzählte Nagelsmann. «Wir sind dann recht früh wieder aufgestanden und zum Mühlenbäcker frühstücken.»

Die intensiven Englischen Wochen sind auch für den «Trainer des Jahres 2016» eine neue Erfahrung, auf die er sich allerdings akribisch vorbereitet hat. Stichworte: «Belastungssteuerung» und «Rotation». Die Defensivspezialisten gehen ihm dennoch langsam aus: Ermin Bicakcic (Kreuzbandanriss), Havard Nordtveit (Knieprobleme) und wahrscheinlich auch Stefan Posch (muskuläre Probleme) fehlen in Wolfsburg. Auch Nationalstürmer Serge Gnabry muss wegen einer Oberschenkelproblematik weiter auf sein Comeback warten.

«Es gibt sicher eine bessere Vorbereitung auf das Bundesliga-Spiel als in diesen zwei Tagen», sagte Nagelsmann, ohne groß zu klagen: Das gehe anderen Mannschaften auch nicht besser. «Die Zeit ist schon ziemlich kurz. Da wird jeder Krampf im Spiel fast schon eine Gefahr fürs nächste Spiel. Insgesamt kriegt man das aber schon hin.»

Mit einem Krampf schied der überragende Nadiem Amiri gegen Istanbul aus. Nagelsmann verzichtete einige Minuten vor dem Abpfiff darauf, den U21-Europameister noch einmal aufs Feld zu schicken, obwohl Hoffenheim nur noch zu zehnt war. Sein Team feierte den ersten Erfolg eines deutschen Teams in dieser Europa-League-Saison auch nicht groß. Die Erleichterung nach zwei Auftaktniederlagen war vor allem den Funktionären anzusehen. «Wir sind jetzt angekommen in der Gruppe. Wir haben heute mit allem bewiesen, wie ernst uns diese Euro League ist», sagte Sportchef Alexander Rosen.

Nagelsmann hat sich einfach «brutal gefreut» für sein Team. Die Mini-Krise, die der TSG zugeschrieben worden sei, sei schon Wahnsinn angesichts des vierten Tabellenplatzes: «Ich glaube, es gibt einige Mannschaften, die unruhiger schlafen als wir.»

Zur Ruhe kam der Trainer nach dem Sieg gegen den türkischen Vizemeister dennoch kaum. Obwohl er beim Thema Rotation inzwischen einige Routine hat. Ein Toptalent wie Mittelfeldabräumer Dennis Geiger nimmt Nagelsmann regelmäßig raus – im Gegensatz zu den Abwehrspielern Benjamin Hübner und Kevin Vogt, Außenbahnspezialist Pavel Kaderabek («Pavel ist eine Maschine, er kann alle drei Tage spielen») und Nationalstürmer Sandro Wagner («Sandro ist sehr, sehr fit»).

Um Kapitän Vogt müsse man sich ohnehin keine Sorgen machen. Dieser habe großartige genetische Voraussetzungen und sei als Innenverteidiger körperlich vielleicht etwas weniger gefordert als ein Angreifer. «Ronaldo spielt seit zwölf Jahren alle drei Tage plus EM, WM, Confed Cup und was es alles so gibt. Der kriegt das auch hin», erklärte Nagelsmann mit Blick auf den «Weltfußballer» von Real Madrid schmunzelnd.

Fotocredits: Uwe Anspach
(dpa)

(dpa)

Empfehlungen für dich