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Schröder will bei Basketball-EM aus Nowitzki-Schatten

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Tel Aviv – Den malerischen Blick aufs Mittelmeer vom Balkon des Fünf-Sterne-Hotels durfte Dennis Schröder nach der Ankunft in Tel Aviv zunächst nur kurz genießen. Als erstes Team starteten die deutschen Basketballer ihr Training in der EM-Halle – angeführt vom NBA-Jungstar.

Nach dem Ende der Ära Nowitzki trägt der 23-Jährige die Hauptlast der Hoffnungen auf eine erfolgreiche Europameisterschaft. «Alle sind zehn, zwanzig Prozent besser, wenn er das Spielfeld betritt», lobt Bundestrainer Chris Fleming seinen Aufbauspieler vor der ersten Partie gegen die Ukraine am Donnerstag. «Er hat sich das in den letzten Trainingseinheiten extrem zu Herzen genommen, hat seine Mitspieler gepusht.»

Für Dirk Nowitzki ist Schröder die «Zukunft des deutschen Basketballs» – die häufig formulierten Vergleiche mit dem aus dem Nationalteam zurückgetretenen Superstar nerven seinen Nachfolger jedoch eher. «Dirk ist Dirk und ich bin ich», erwidert der Spielmacher der Atlanta Hawks stets, formuliert seinen Anspruch aber offensiv: «Unsere Rolle ist anders. Ich bin Point Guard – und will das Team führen.»

Für Aufsehen sorgte Schröder im Vorfeld der EM, als er mit dem Ende seiner Karriere im Nationalteam drohte, sollte er keine Rückendeckung vom Deutschen Basketball Bund bei unliebsamen Schlagzeilen verspüren. So sieht sich der Braunschweiger nach dem frühen EM-Aus 2015 in Berlin immer noch zu Unrecht im Fokus der öffentlichen Kritik. «Ich will einfach nur, dass alle Spieler Respekt bekommen», erläuterte Schröder diese Aussage nun. «Alle von uns haben gesagt, dass es gut war diesen Sommer. Dann bin ich natürlich auch nochmal bereit, für die deutsche Nationalmannschaft zu spielen.»

Respekt – eine entscheidende Variable im Wertesystem des Familienmenschen. Es allen Zweiflern zu zeigen, ist seit frühen Tagen seiner Karriere Triebfeder des unbändigen Vertrauens in die eigene Stärke. Als ihn in der EM-Vorbereitung beim Supercup in Hamburg ein Zuschauer unablässig beschimpfte, hörte Schröder nicht etwa weg, sondern keifte zurück, traf im nächsten Angriff seinen Dreier, zeigte auf den pöbelnden Fan und legte den Finger auf die Lippen. «Das ist halt Deutschland», sagte Schröder resigniert.

Schon mehrfach beklagte der gebürtige Braunschweiger eine Neidkultur in seiner Heimat. Sein Image kultiviert der «Big Boy» (Selbstaussage) dabei gerne, zeigt sich in sozialen Medien mit teuren Wagen, bewirbt seine eigene Kleidungsmarke Flex GanG, nutzt seinen Hunger nach mehr vor allem aber auch als Ansporn für weiteren sportlichen Aufstieg. Angesprochen auf seinen neuen Vierjahreskontrakt bei Atlanta, der ihm garantiert 62 Millionen Euro einbringen wird, sagte Schröder: «Es gibt nie ein Ende, ich will den nächsten Vertrag noch größer haben.»

Weggefährten sprechen kurz vor der EM von einem erwachseneren Schröder. «Ich bin unglaublich begeistert, wie der Junge sich entwickelt hat», schwärmte DBB-Präsident Ingo Weiss. «Natürlich will man sich auch mal eine goldene Rolex kaufen, das ist menschlich und normal. Aber Dennis hat gelernt, dass er Verantwortung übernimmt, er ist gesetzter geworden. Er weiß, wovon er redet, er ist null arrogant – und das macht sich bemerkbar.» Den ersten Beweis des Entwicklungsprozesses kann Schröder bei der EM antreten.

Fotocredits: Daniel Reinhardt
(dpa)

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