Semmering – Nach den nächsten großen Rekorden ihrer Karriere übte sich Mikaela Shiffrin in Demut und huldigte ihrem Kindheitsidol.
«Sie war die beste Slalom-Fahrerin dieser Generation. Und ich wäre nicht hier, wenn ich sie nicht als Vorbild und Inspiration gehabt hätte», sagte die beste Skirennfahrerin der Welt am Zauberberg in Semmering über die Österreicherin Marlies Raich, geborene Schild, deren Rekord von 35 Siegen im Slalom sie am 29. Dezember mit dem 36. Erfolg übertraf. «Eines Tages wird mein Rekord auch gebrochen, hoffe ich. Denn dann hätte auch ich jemanden inspiriert.»
Unbeeindruckt von einem beinahe überhörten Startsignal flitzte Shiffrin am Samstag zum elften Sieg in den vergangenen zwölf Slalom-Rennen und holte den 15. Erfolg des Jahres. So viele Siege in einem Kalenderjahr hat vor ihr noch niemand geschafft. «Das ist unglaublich und es war ein großer Kampf heute», sagte Shiffrin am Samstag in Österreich, nachdem sie Petra Vlhova aus der Slowakei um 0,29 Sekunden geschlagen hatte. Dritte wurde Wendy Holdener aus der Schweiz.
Für Shiffrin endete mit dem 51. Weltcup-Sieg ihrer Karriere ein Jahr, das selbst für die 23-Jährige «unglaublich war, und das meine ich genau so». Nach dem zweiten Olympiasieg in Südkorea im Februar und dem zweiten Gesamtweltcupsieg in Serie im März zementierte die dreimalige Weltmeisterin ihren Status als absolute Nummer eins bei den Skirennfahrerinnen in dieser WM-Saison bislang eindrucksvoll.
Eine derart dominante Skirennfahrerin in ihrem jungen Alter gab es noch nie. Lindsey Vonn, die derzeit bei 82 Siegen steht und in diesem Winter noch den Rekord von Ingemar Stenmark mit 86 Erfolgen überbieten will, brauchte für ihre ersten 50 Weltcupsiege mehr als sieben Jahre – und war bei Nummer 50 bereits 27 Jahre alt. Shiffrin dagegen knackte die 50 vor Weihnachten mit nur 23 Jahren.
In 144 Weltcup-Rennen raste Shiffrin zu unfassbaren 71 Podestplätzen und 51 Siegen. Die Wahrscheinlichkeit, dass sie einen Wettkampf unter den besten drei beendet, liegt bei 49,3 Prozent. Mehr als ein Drittel ihrer Rennen gewinnt Shiffrin. Sogar die Punktebestmarke der Slowenin Tina Maze aus der Saison 2013 mit 2414 Zählern scheint nicht mehr völlig ausgeschlossen – auch wenn die Amierikanerin das nicht so sieht. «Das ist kein Ziel und ich glaube nicht, dass ich das schaffen kann. Sie hatte da eine unfassbare Saison und war in fast jedem Rennen am Start», sagte sie. Ins Jahr 2019 geht Shiffrin dennoch mit bereits 1034 Punkten und einem Vorsprung von 466 Zählern auf den zweiten Rang.
Beste Deutsche auf dem Zauberberg war überraschend die 21 Jahre alte Jessica Hilzinger. Sie kam auf Platz 22 und sammelte zum erst vierten Mal in ihrer Karriere Weltcup-Punkte. Lena Dürr kam auf Platz 24. Christina Geiger schied nach Rang sieben im ersten Lauf aus und muss weiter auf die WM-Qualifikation warten. Am City-Event in Olso am Neujahrstag dürfen Dürr und Geiger teilnehmen und sind die einzigen deutschen Vertreterinnen. Favoritin ist – natürlich: Shiffrin.
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(dpa)