Großhesselohe – Ein trüber Tag in Großhesselohe vor den Toren von München. Eine schmucke Tennis-Anlage mit 15 gut gepflegten Sandplätzen. Nicht die große Tennis-Welt, aber für viele deutsche Profis immerhin ein Anfang.
Denn wegen der Coronavirus-Pandemie ruht die weltweite Tour noch bis mindestens Ende Juli. Keine Turniere, keine Chance sich mit anderen zu messen, keine Einnahmen. Es ist keine einfache Zeit für Tennisprofis, wenn sie nicht gerade Roger Federer, Alexander Zverev oder Angelique Kerber heißen und sich finanziell keine Sorgen zu machen brauchen.
Auch deshalb hat der Deutsche Tennis Bund eine Turnierserie ins Leben gerufen, auf der 32 Herren und 24 Damen bis Ende Juli ihre Sieger ausspielen. Da die Veranstaltung im Gruppen-Modus stattfindet, sind jedem Teilnehmer mehrere Matches garantiert. «Für die Spieler ist es einfach schön, mal wieder auf dem Platz zu stehen und auch den einen oder anderen Euro verdienen zu können», sagt Davis-Cup-Teamchef Michael Kohlmann.
Er ist an diesem Tag ebenfalls auf die Anlage gekommen, um sich ein paar Spiele anzuschauen. Im Nieselregen stehen sich auf dem «Centercourt-Leo-Benz» Daniel Masur und Kevin Krawietz gegenüber. Außer den beiden Spielern ist nur noch ein Schiedsrichter auf dem Platz, Ballkinder und Linienrichter gibt es nicht. Die Regeln in der Corona-Zeit sind eben streng.
Trotzdem nehmen beide die Sache ernst. Als Krawietz ein leichter Fehler unterläuft, pfeffert der French-Open-Sieger im Doppel den Ball weit über die Anlage. Es gibt eine Verwarnung – Ordnung muss sein, auch unter diesen speziellen Umständen. «Natürlich nervt es mich, wenn ich verliere», sagt Krawietz später. «Aber es fühlt sich gut an, mal wieder zu spielen.»
Der 28-Jährige will sich durch die Teilnahme an der Serie wieder in Form bringen. Die Pause hat er unter anderem dazu genutzt, um in einem Supermarkt Regale einzuräumen. «Das war eine spontane Idee mit einem Kumpel», sagt Krawietz, der damit weltweites Interesse weckte. Selbst Medien aus den USA berichteten über die ungewöhnliche Aktion. Ein Grand-Slam-Champion im Supermarkt – das ist in Corona-Zeiten ohne Live-Tennis eine gute Story.
Eigentlich hätte in diesen Tagen ein spektakulärer Tennis-Sommer in Deutschland begonnen. Turniere in Stuttgart, Halle, Berlin und Bad Homburg waren geplant – drei Wochen lang Spitzentennis mit Federer, Zverev oder Kerber auf dem Weg zum Rasen-Klassiker im Wimbledon. Doch wegen Corona fällt alles aus, stattdessen stehen sich bei der DTB-Serie unter anderen kaum bekannte Spieler wie Mats Rosenkranz und Peter Heller gegenüber.
In Jan-Lennard Struff ist aber auch ein prominenter Name dabei. Der 30 Jahre alte Davis-Cup-Profi schlägt in dieser Woche in Neuss auf, wegen der etwas lockereren Corona-Regeln in Nordrhein-Westfalen dürfen hier sogar ein paar Zuschauer auf der Anlage sein. «Es hat Spaß gemacht», sagt Struff nach seinem Auftaktsieg gegen den 18 Jahre alten Benito Sanchez Martinez.
Doch auch er sehnt sich danach, wieder auf den großen Plätzen der Welt Tennis spielen zu können. «Eine so lange Pause hatte ich glaube ich zuletzt in der Schulzeit», sagt Struff. Doch bis es so weit ist, heißen die Turnierorte Großhesselohe, Troisdorf und Überlingen statt Halle, Berlin und Wimbledon. Besser als nichts.
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(dpa)