London – Die große Bühne macht dem Jüngsten keine Angst. «Ich werde dafür bereit sein», kündigte Alexander Zverev an. Der beste deutsche Tennisprofi startet am Sonntag in London zum ersten Mal bei der ATP-WM, dem finalen Kräftemessen der erfolgreichsten acht Spieler des Jahres.
Und der Weltranglisten-Dritte hat sich gleich bei seiner Premiere mehr als nur die Teilnahmebescheinigung vorgenommen. «Ich will dabei sein, wenn es um den Pokal geht», sagte der 20 Jahre alte Hamburger in einem Interview des Nachrichtenmagazins «Focus», fügte jedoch auch hinzu: «Aber es ist natürlich eine ganz neue Erfahrung. Du spielst sofort gegen die absoluten Topleute, die Elite. Du musst sofort in Topform sein, am Limit.»
Die sieben anderen WM-Teilnehmer sind alle älter als Zverev. Dominic Thiem, Österreicher und Zweitjüngster, ist vier Jahre älter als der Deutsche. Zudem ist Zverev seit Juan Martin del Potro im Jahr 2008 der jüngste Spieler, der es zur Tennis-WM geschafft hat. Zverev ist allerdings nach seinem Superjahr 2017 auch schon die Nummer drei der Tennis-Welt hinter Rafael Nadal und Roger Federer.
Daher sieht er seine WM-Qualifikation auch nicht als Sensation an. «Es ist überraschend, dass es so schnell gekommen ist, aber es ist nicht überraschend, dass es gekommen ist», sagte er kürzlich der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung». Er wisse, wozu er imstande sei.
Nicht nur er: Seit er sich in das Rampenlicht seines Sports spielte, wird er mit Lob und Prophezeiungen konfrontiert. «Für mich ist er ein potenzieller Grand-Slam-Sieger», sagte der spanische Weltranglisten-Erste Rafael Nadal schon vor zwei Jahren.
Die immensen Erwartungen scheinen Zverev nicht zu belasten: Er gewann in dieser Saison fünf Turniere, nur Nadal (6) und Federer (7) holten mehr Titel. In Montreal bezwang Zverev im Finale Federer und feierte nach dem Triumph beim Turnier von Rom seinen zweiten Masters-Sieg des Jahres. Zwei gewonnene Masters in einem Jahr? Zverev ist der erste Spieler seit 2007, der das geschafft hat und nicht Nadal, Federer, Novak Djokovic oder Andy Murray heißt.
Doch ist er für die Show auf der ganz großen Bühne der Londoner O2 Arena bereit? Für Michael Stich, den ATP-Weltmeister von 1993, zählt Zverev zum Favoritenkreis. Obwohl es bei den vier Grand-Slam-Turnieren des Jahres nicht so gut lief und im Herbst die Leistungen schwankten. Nach dem Aus beim Turnier in Wien klagte Zverev zuletzt über Magen-Darm-Probleme.
«Ich kann mir vorstellen, dass er zuletzt körperlich der sehr langen und schweren Saison Tribut zollen musste», sagt Stich. «Aber er ist mental so stark, dass er noch mal den vollen Fokus auf die Finals legen wird.» In seinem ersten Match spielt Zverev am Sonntag (21.00 Uhr/MEZ) gegen den Kroaten Marin Cilic, den er in vier Duellen dreimal besiegte. Seine weiteren Gruppengegner sind Federer und der Amerikaner Jack Sock. Sein einstiger Mentor Stich sagt: «Alexander hat schon alle geschlagen. Er muss sich vor niemandem verstecken und kann sehr selbstbewusst in das Turnier gehen.»
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(dpa)