Frankfurt/Main – Eigentlich hätte sich die Fußball-Bundesliga kaum ein spannenderes Spiel wünschen können für ihr Premierenprodukt Montagabendspiel.
Bei der ersten Ansetzung an diesem Montag spielt Eintracht Frankfurt, das Überraschungsteam dieser Saison, gegen RB Leipzig, das ehrgeizigste Projekt der vergangenen Jahre. Es geht um die Champions-League-Plätze und zwei völlig verschiedene Vereinskulturen. Aber all das tritt hinter ein Thema zurück, das allein mit der Anstoßzeit zu tun hat.
Denn die Frankfurter Fans haben angekündigt, im Stadion massiv gegen die Einführung von Montagsspielen in der Ersten Liga zu protestieren. Sie wollen die eigene Mannschaft nicht unterstützen, dafür aber bei Leipziger Aktionen umso lauter pfeifen und schreien. Sie wollen mit Plakaten und Transparenten demonstrieren, nach einem Bericht der «Bild am Sonntag» werden in Frankfurt auch ein Platzsturm und/oder eine Spielunterbrechung befürchtet.
«Wir haben nicht vor, der DFL als stimmungsvolles Klatschvieh eine farbenfrohe und lautstarke Kulisse zu liefern und so die wirksame Vermarktung ihres Produkts Bundesliga zu ermöglichen», heißt es in einer Erklärung der Fanclub-Vereinigung «Nordwestkurve Frankfurt».
Sogar der Verein hat dafür Verständnis. «Montagsspiele greifen massiv in die Kultur unserer Fans ein», sagt Eintracht-Vorstand Axel Hellmann. «Solange der Protest kritisch, aber nicht gewaltsam oder pyrotechnisch ist, müssen wir das im Fußball aushalten können.»
Die Montagsspiele sind für viele Anhänger ein ähnlich großes Reizthema wie die mögliche Reform der 50+1-Regel, weil hinter beiden Auseinandersetzungen das gleiche Unbehagen steckt: Der Profifußball wird immer kommerzieller, die Interessen der Fans hat niemand mehr im Blick. Aus Leipzig kann jedenfalls an diesem Termin kaum jemand nach Frankfurt mitreisen, weil er dafür zwei Tage Urlaub nehmen müsste.
Bei der Deutschen Fußball Liga dagegen hält man den Protest gegen die Montagsspiele für völlig überzogen. Die Rechnung «höhere Medienerlöse durch mehr Spieltagstermine» hätte bei ihrer Einführung keine Rolle gespielt. «Die Montagsspiele wurden mit Zustimmung der Club-Vertreter zur Vermeidung von Donnerstag-Samstag-Ansetzungen der Europa-League- Starter und zum Schutz des Amateur-Fußballs am Sonntag eingeführt», sagte DFL-Geschäftsführer Christian Seifert der «Bild am Sonntag».
Immerhin bestätigte auch Seifert, dass angesichts des massiven Fan-Protests bereits wieder über eine langfristige Abschaffung des ungeliebten Montagstermins diskutiert wird. «Diese Spielplan-Regelung wurde für die Zeit bis 2021 einstimmig verabschiedet, liegt beim Bundeskartellamt, ist Bestandteil aller Medienverträge. Für die Zeit danach sind die Montagsspiele nicht in Stein gemeißelt», sagte er.
Mitten in dieser aufgeheizten Stimmung müssen sich nun zwei Mannschaften auf das Fußballspielen konzentrieren, für die dieser Abend allein sportlich eine große Bedeutung hat. Beide Clubs gewannen vier ihrer sechs Pflichtspiele in diesem Jahr – und beide wollen ihren Champions-League-Platz verteidigen.
«Ich freue mich auf ein richtiges Spitzenspiel. Dort zu bestehen, wird aber nicht einfach. Denn Frankfurt steht zu Recht so weit oben in der Tabelle», sagte Leipzigs Trainer Ralph Hasenhüttl am Sonntag.
Seine Mannschaft erlebt nun binnen weniger Tage zwei Extreme. Am Donnerstag gewann sie beim SSC Neapel in einem fast leeren Stadion mit 3:1, weil sich in einer der fußball-begeistertsten Städte der Welt niemand für die Europa League interessiert. Am Montagabend in Frankfurt droht die Atmosphäre deutlich aggressiver zu werden.
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(dpa)