Stuttgart – Das Scherzen war Philipp Kohlschreiber selbst nach seinem «traurigen und nervigen» Erstrunden-Aus in Stuttgart nicht vergangen.
Als der Regen so laut auf das Hallendach prasselte, dass er kaum zu verstehen war, beugte sich Deutschlands zweitbester Tennisprofi näher ans Mikrofon und witzelte: Wenigstens das Ende seiner Partie habe er zeitlich richtig abgepasst. Draußen auf dem Center Court dagegen habe er das Timing mit dem Ball nicht gut genug hinbekommen, haderte er. Der Rhythmus habe beim knappen 6:7 (2:7), 6:7 (3:7) gegen den Usbeken Denis Istomin gefehlt.
«Das hat mich ein bisschen aufgewühlt. Ich habe das Gefühl gehabt, ich spiele schlechter und schlechter, je länger das Match dauert», bilanzierte der 34-Jährige. Nach seiner unerwartet frühen Niederlage bei dem mit 729.340 Euro dotierten Rasenturnier hatte es der Davis-Cup-Spieler eilig . Nur wenige Minuten später tauchte er mit dem Handtuch über den Schultern auf, um sich den Fragen zu stellen. «Es ist natürlich sehr schade, dass ich draußen bin. Ich hätte gern noch mal ein Finale hier gespielt. Man kann hier viel Ruhm und Ansehen unter den anderen Spielern ernten», sagte der Augsburger.
2013 und 2016 hatte Kohlschreiber in Stuttgart das Endspiel erreicht. Diesmal wurde er seiner Favoritenrolle gegen die Nummer 100 der Welt nicht gerecht. Statt in einem deutschen Duell spielt der Bayreuther Florian Mayer nun gegen Istomin um den Viertelfinaleinzug.
Kohlschreiber konnte beim Aufschlag des Usbeken wenig ausrichten, musste dagegen aber selbst insgesamt sechs Breakbälle abwehren. Zweimal rettete sich der Weltranglisten-22. in den Tiebreak, leistete sich dann jedoch zu viele Fehler und musste sich in Stuttgart somit erstmals seit 2010 wieder in der ersten Runde verabschieden. «Die zwei Tiebreaks waren schlecht», räumte er ein.
Sein Verhältnis zur Rasen-Saison bezeichnet der Routinier als Hassliebe, die Umstellung von Sand auf Rasen fiel ihm schwer. Die Dosierung der Schläge habe nicht gestimmt, die kurzen Ballwechsel auf dem schnellen Belag liegen ihm nicht. «Ich kann nicht mit Aufschlägen Matches gewinnen», erklärte er. «Ich würde es mir auch anders wünschen.»
Anders als der gleichaltrige Mayer lässt Kohlschreiber seine Karriere noch nicht ausklingen, er will noch einmal den Sprung unter die besten 20 der Welt schaffen. «Ich habe die gleichen Ziele wie ein junger Spieler. Ich sehe mein Ende noch nicht in Sicht. Ob ich jetzt Mensch-ärgere-dich-nicht spiele oder Tennis – ich will immer gewinnen», sagte Kohlschreiber. Die nächste Möglichkeit dafür bietet sich in der kommenden Woche im westfälischen Halle. Ab 2. Juli steht dann das Grand-Slam-Turnier in Wimbledon an.
Fotocredits: Marijan Murat
(dpa)