Bamberg – Mit der Zurückhaltung war es bei RASTA Vechta nach dem Coup gegen Pokalsieger Brose Bamberg endgültig vorbei.
«Eine der größten Sensationen in der Geschichte der Basketball-Bundesliga», sei es, dass der Aufsteiger den einstigen Serienmeister bezwang, schrieb der Verein selbst auf seiner Internetseite. Nach dem 3:1 steht RASTA, benannt nach Bob Marleys Kult-Hit «Rastaman Vibration», im Halbfinale und hat sensationell sogar noch die Chance auf die Meisterschaft. Die märchenhafte Reise des Außenseiters geht weiter, ab Sonntag wartet der deutsche Meister FC Bayern München.
«Es sind so viele Emotionen. Ich bin so unglaublich stolz auf das Team, das ist unbeschreiblich», sagte Aufbauspieler Josh Young nach dem 90:86 bei den Franken. Kaum jemand hatte damit gerechnet, das Vechta in einer Best-of-Five-Serie gegen das Schwergewicht siegen kann. Die Norddeutschen bewiesen das Gegenteil, obwohl nach einer Serie von Verletzungen mal wieder nur sieben von maximal möglichen zwölf Spielern zum Einsatz kamen. Vechtas Max DiLeo hatte nicht daran geglaubt, «dass so etwas möglich ist, aber wir haben es als Team geschafft. Das fühlt sich richtig gut an.»
Vechta, das sich auf seiner Internetpräsenz «geilster Club der Welt» nennt, war schon in der Hauptrunde das Überraschungsteam und schaffte es auf Platz vier. Ist in der Vorschlussrunde gegen die übermächtigen Bayern nun noch mehr möglich? «Wir werden bereit sein», sagte Young bei Magenta Sport: «Ich bin aufgeregt, diese Chance zu haben.»
Dass sie einmal soweit kommen, war in Vechta nicht abzusehen. Der Club geht aus einer Basketball-AG am Gymnasium Antonianum hervor. Kein Verein wollte im Jahr 1979 eine Abteilung für die Korbjäger aufmachen, da gründeten sie einfach einen eigenen Club – während nebenbei im Radio «Rastaman Vibration» lief.
Wie Musik-Legende Marley begeistert der etwas andere Club aus dem Oldenburger Münsterland die Zuschauer mit positiver Ausstrahlung, Lockerheit und Kreativität. Dabei hat RASTA Vechta auch schwierige Zeiten hinter sich. 2013/14, nach dem ersten Bundesliga-Aufstieg, ging es am Saison-Ende wieder in die Zweitklassigkeit. Auch 2016/17 hielt sich der Verein aus der 31 000-Einwohner-Stadt nur ein Jahr in der höchsten deutschen Spielklasse, holte dabei nur zwei Siege.
Auch nach dem erneuten Wiederaufstieg im Sommer 2018 sah es zu Saison-Beginn nicht gut aus. Vechta startete mit zwei deutlichen Niederlagen. Es folgten zehn Siege aus zwölf Partien und der wundersame Wege in die Spitzengruppe der Bundesliga. Grund dafür sind die richtige Spielerauswahl und ein besonderer Mann an der Seitenlinie. Pedro Calles ist mit nur 35 Jahren zwar der jüngste Coach, trotzdem sicherte sich der Spanier in seiner Premierensaison in der Bundesliga die Auszeichnung als Trainer des Jahres.
«Meine Jungs haben sich nach jedem Ball geworfen und gekämpft», lobte Calles in Bamberg. Nur durch den Teamgeist sei Vechta so weit gekommen. Damit auch gegen die Bayern etwas möglich ist, brauchen die Spieler eine Pause. Calles mahnte: «Nun müssen wir uns erholen.»
Fotocredits: Carmen Jaspersen
(dpa)