Mannheim – Die extreme Belastung seiner Spieler nimmt der Trainer des deutschen Handball-Meisters mit trockenem Humor.
«Ich glaube, die Spieler werden mich morgen ankotzen beim Videostudium», sagte Nikolaj Jacobsen schmunzelnd nach dem dritten Spiel seiner Rhein-Neckar Löwen innerhalb von fünf Tagen. Trotz aller Müdigkeit hatte der Titelverteidiger gerade Aufsteiger TV Hüttenberg deutlich mit 31:21 geschlagen. Zeit zur Erholung bleibt den Löwen aber wieder nicht. Erst stand am Freitag die Videoanalyse an, anschließend ging es per Flugzeug nach Schweden. Dort müssen die Löwen am Samstagabend in der Champions League bei IFK Kristianstad antreten.
«Diese Woche geht eigentlich in die Geschichte ein», sagte ein völlig ausgelaugter Andy Schmid. Selbst für den Kapitän und seine Kollegen ist diese Belastung außergewöhnlich. Dabei ist das Thema alles andere als neu. Jahr für Jahr werden die Topclubs der Liga mit teils extrem engen Spielplänen konfrontiert. Ihren Höhepunkt erreichen die körperlichen Strapazen der Löwen jedoch erst im November. Am 11. November muss der Meister zunächst in der Liga in Leipzig antreten, nur einen Tag später steht in der Königsklasse das Duell beim FC Barcelona in Spanien an. «Mit dieser Terminierung wurde eine Grenze überschritten», sagte Löwen-Geschäftsführerin Jennifer Kettemann.
Hintergrund ist eine mangelhafte Kommunikation zwischen der Handball-Bundesliga (HBL) und dem europäischen Verband EHF. Durch den neuen Vertrag mit dem TV-Sender Sky sind die Spieltage in der HBL seit dieser Saison fix auf Donnerstag und Sonntag terminiert, nur selten wird davon abgewichen. Das bringt der Liga neue TV-Gelder, feste Champions-League-Spieltage sind jedoch weiterhin Mittwoch, Donnerstag, Samstag und Sonntag – wodurch für einen Club wie die Löwen Situationen wie Mitte November entstehen. Die Schuld daran weist die EHF von sich. Dass in der HBL nun praktisch nur noch Donnerstag und Samstag gespielt werde, sei «ohne jegliche Beratung mit der EHF» entschieden worden.
Die Leidtragenden sind die Spieler. Umso erstaunlicher ist es, wie souverän die Mannheimer bisher mit der von ihnen bezeichneten «Monsterwoche» umgehen. Nach Erfolgen gegen die Spitzenclubs THW Kiel am Sonntag und TSV Hannover-Burgdorf am Dienstag folgte am Donnerstag der dritte Sieg im dritten Spiel gegen Hüttenberg. «Wir haben gewusst, dass wir heute schnelle Beine brauchen, obwohl wir keine mehr haben», sagte Schmid nach dem Erfolg gegen den Aufsteiger.
Geschäftsführerin Kettemann hatte schon vorab versucht, mit einer außergewöhnlichen Maßnahme die Belastung ihrer Profis zu verringern. Wäre es nach ihr gegangen, wäre im November die zweite Mannschaft nach Barcelona gereist. «Aber es ist der ausdrückliche Wunsch der Spieler, in Barcelona anzutreten. Ich bin sehr stolz auf meine Mannschaft», sagte sie.
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(dpa)