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Vom Chancentod zum Matchwinner: Vollands Doppelpack beim 2:0

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Leverkusen – Kurz wäre Kevin Volland wohl am liebsten gar nicht mehr aufgestanden. Nachdem er den Ball aus fünf Metern über das leere Tor geschossen und damit schon seine vierte Großchance an diesem Abend vergeben hatte, blieb der Stürmer von Bayer Leverkusen lange hinter der Torlinie liegen.

Ob er in diesem Moment über eine Auswechslung des zehnmaligen Nationalspielers nachgedacht hat, wollte Leverkusens Trainer Heiko Herrlich nach dem Spiel nicht konkret beantworten. In jedem Fall hatte er sich anders entschieden – und offenbar richtig. Er brachte in Lucas Alario einen neuen Stürmer, zog Volland auf die Position des hängenden Stürmers zurück und plötzlich wurde dieser vom Chancentod zum Matchwinner. Ein Kopfball auf Flanke von Kai Havertz (76.), ein Volleyschuss auf Ablage von Alario (83.) und plötzlich hatte Bayer doch noch mit 2:0 gegen den Tabellenletzten VfB Stuttgart gewonnen.

Daran hatten auch die Kollegen einen Anteil. «Wir wissen alle, wie sich sowas anfühlt, wenn du vor dem leeren Tor stehst und den Ball drüberhaust», sagte Jung-Nationalspieler Havertz: «Deshalb haben wir uns vorgenommen, dass Kevin noch einen macht. Wir wollten ihn in Szene setzen.»

Volland, der nach dem Spiel zur Dopingprobe musste und danach keine Interviews mehr geben wollte, stand an diesem Abend quasi symbolisch für sein Team in der bisherigen Saison. «Wir sind ein kleines Fragezeichen», sagte Nationalspieler Julian Brandt: «Unsere Leistungsschwankungen sind mir unerklärlich.»

Auch gegen Stuttgart mischten sich mitreißende und geniale Momente mit schläfrigen und schwachen Phasen. Und man hatte jederzeit das Gefühl, dass kleine Probleme das Gebilde ins Wanken bringen können. «Sie haben eine junge Mannschaft und sind hier und da etwas unruhig geworden», stellte auch Gegenspieler Andreas Beck fest.

Doch Volland ließ sich nicht beirren. Der zehnmalige Nationalspieler hatte in der 7. Minute aus guter Position drüber geschossen, in der 34. aus spitzem Winkel freistehend verzogen, kurz vor der Pause erreichte er kurz vor dem Tor einen Ball nicht, den er sonst nur noch hätte einschießen müssen. Und dann kam eben die 60. Minute.

Doch Volland verdiente sich seine Erlösung mit Fleiß. Er lief mit über zwölf Kilometern mehr als jeder andere und er schoss acht Mal aufs Tor – so oft wie noch nie in seiner Karriere und nun schon 199 Bundesliga-Spielen. «Kevin ist verlässlich, weil er sich immer reinhaut und gegen den Ball arbeitet», sagte Herrlich: «Und er hat nach wie vor die meisten Tore und die meisten Scorerpunkte bei uns.» Und auch der wieder einmal starke Havertz stellte fest: «Wir hatten alle schwere letzte Monate. Aber Kevin gönnt man es, weil er einfach ein guter Typ ist. Er hilft auf und neben dem Platz jedem Spieler.»

Der letztendliche Sieg soll für Bayer nun endlich zum Startschuss für eine Aufholjagd werden. Das Restprogramm in 2018 liest sich mit den Gegnern Nürnberg, Augsburg, Frankfurt, Schalke und Hertha zumindest machbar. Ob Volland, der sowohl vor als auch während den Spielen oft die Offensiv-Position wechselt, künftig als Stürmer oder dahinter agieren wird, ließ Herrlich derweil offen: «Das werden wir von Spiel zu Spiel sehen und hängt auch vom Gegner ab.»

Fotocredits: Rolf Vennenbernd
(dpa)

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