Wenn Island am 14. Juni gegen Portugal sein erstes Pflichtspiel bei einer Europameisterschaft bestreitet, dann mögen Fußballromantiker zu träumen anfangen. Der kleine Fußballzwerg im Geschäft der ganz großen, das klingt nach David gegen Goliath. So ganz überraschend kommt der Erfolg des Inselstaates jedoch nicht.
Souveräne Qualifikation mit Ausrufezeichen
Am 19. November 2013 platzte in Zagreb der große Traum der Isländer. In den Play-offs unterlag sie der Auswahl Kroatiens, die sich damit für die Weltmeisterschaft qualifizieren konnte. Für viele Experten war das die einmalige Chance Islands, sich für ein großes Turnier zu qualifizieren. 2016 haben sie ihre Kritiker Lügen gestraft.
Islands Kicker sind bei der Europameisterschaft dabei, die Qualifikation wurde souverän gemeistert. Die Niederlande wurden in beiden Duellen besiegt, die hatten in Brasilien immerhin im Halbfinale der WM gestanden. Auch die Türkei und Tschechien wurden geschlagen, als Tabellenzweiter qualifizierte sich Island direkt für die EM. Und selbst wenn das Teilnehmerfeld nicht auf 24 Mannschaften aufgestockt worden wäre, Island hätte sich auch im alten Modus qualifiziert.
Entwicklung in Island enorm
Harte Arbeit und gute Organisation, das sind die Schlüssel zum Erfolg für die Inselkicker. Ihre Entwicklung in den letzten Jahren ist beispielhaft für andere Nationen, die den Sprung noch nicht geschafft haben. Landesweit wurden Fußballhallen eröffnet, die Ausbildung guter Talente gefördert. Viele von ihnen spielen heute in den großen Ligen Europas.
Alfred Finnbogason kennen deutsche Fußballfans aus der Bundesliga, er kickt bei Augsburg. Seine Brötchen in Kaiserslautern verdient der Angreifer Jon Dadi Bödvarsson. Legionäre aus Italien, Deutschland, Frankreich, England und den skandinavischen Ligen hat Trainer Lagerbäck für die Endrunde nominiert. Der erfahrenste Profi ist unbestritten der 37-jährige Eidur Gudjohnsen. In seiner Vita stehen Stationen beim FC Barcelona und FC Chelsea, mit denen er jeweils Meister und Pokalsieger wurde. Sogar als Champions-League-Sieger darf sich Gudjohnsen bezeichnen.
Die Chancen der Isländer
In einer Gruppe mit Portugal, Ungarn und Österreich ist ein Erreichen der K.O.-Runde nicht ausgeschlossen. Am Ende wird es vermutlich auf das Duell mit Österreich hinauslaufen, um Platz zwei zu sichern. Selbst ein dritter Platz mit einer guten Punkteausbeute könnte für die Isländer zum Weiterkommen reichen. Es wäre die Fortschreibung der erfolgreichen Geschichte des Fußballzwergs von der Atlantikinsel.
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