Berlin – Als Malaika Mihambo spektakulär hinter der neongrünen Linie gelandet war und «7,07» auf der Anzeigetafel leuchtete, tobte die Halle.
Die Weitsprung-Weltmeisterin jubelte, lachte, winkte und genoss ihre Party mit den 12.500 Fans in der ausverkauften Berliner Mercedes-Benz-Arena. Am Valentinstag erlebte sie beim Istaf Indoor einen ganz speziellen Glücksmoment. «Die Stimmung war mal wieder fantastisch, Standing Ovations habe ich noch nie bekommen, das beflügelt ungemein», sagte die 26-Jährige von der LG Kurpfalz nach ihrem Sieg mit der Jahresweltbestleistung von 7,07 Metern.
Vor ihrem letzten Sprung erhoben sich die Zuschauer, wie schon bei der Begrüßung tobte ein Beifallssturm durch die Arena. «Das hat mich natürlich noch mal gepusht und am Ende dann auch zu den 7,07 Metern katapultiert», sagte Mihambo. «Ich wusste, dass ich sieben Meter springen kann, aber es reicht nicht nur, das zu wissen, sondern man muss es auch zeigen können unter allen Bedingungen.»
Beim letzten Versuch habe sie «den ganzen Schwung vom Publikum» mitgenommen, und auch der von ihr ausgewählte Rap-Song «Roses» von SAINt Jhn passte ja zum Valentinstag.
Weltweit sind in der Halle erst neun Athletinnen weiter gesprungen als Welt- und Europameisterin Mihambo – und nur zwei in diesem Jahrtausend: Die Serbin Ivana Spanovic kam 2017 auf 7,24 Meter, die Amerikanerin Brittney Reese auf 7,23 Meter (2012) und 7,22 Meter (2016). Und in Deutschland? Da ist Mihambo erst die dritte Sieben-Meter-Springerin in der Halle – nach Weltrekordlerin Heike Drechsler (7,37 Meter/1988) und Helga Radtke (7,09 Meter/1985). WM-Gold in Doha hatte Mihambo mit 7,30 Metern gewonnen.
In einer Woche startet Deutschlands «Sportlerin des Jahres» schon wieder in einer Arena – in Leipzig. Bei den deutschen Leichtathletik-
Hallenmeisterschaften will sie ihren Titel verteidigen. Im Vorjahr gewann Mihambo überlegen mit 6,72 Metern. Danach beginnt für die Studentin der Umweltwissenschaften praktisch schon die Freiluftsaison, denn die Hallen-WM im chinesischen Nanjing (Mitte März) musste wegen des Coronavirus um ein Jahr verschoben werden.
Doch auch für Weitenjägerin Mihambo zählt in dieser Saison nur eins: Olympia in Tokio. Hallenstarts nimmt sie als Aufwärmprogramm oder als Training mit. Der Tag der Tage wird der 4. August sein – das Weitsprung-Finale der Frauen.
Mit der Favoritenrolle muss sie seit Doha leben. Mihambo weiß das, sie sagt aber auch: «Das ist kein Selbstläufer. Ich muss da, wie jede andere Medaillenkandidatin auch, hart an mir arbeiten.» Sie müsse «in meinen Körper reinhören, um verletzungsfrei zu bleiben, und jeden Wettkampf ernst nehmen». Bis zum letzten Versuch.
Fotocredits: Soeren Stache
(dpa)