Bremen – Zum Jahresabschluss darf Florian Kohfeldt sogar noch einmal verlieren. Der 35-Jährige bleibt auch bei einem möglichen Pokal-Aus am Mittwoch gegen den SC Freiburg (18.30 Uhr) Trainer des SV Werder Bremen.
Eine Überraschung war die Beförderung des einstigen Bremer Drittligacoaches trotz der jüngsten Negativerlebnisse nicht mehr. Der Zeitpunkt der Bestätigung dieser Personalie sowie die Art und Weise dessen verblüffte dann aber doch.
«Es wird eine Entscheidung noch in diesem Jahr geben. Ob die dann schon unterm Weihnachtsbaum liegt oder nicht, wird man dann sehen. Es gibt keinen neuen Stand», hatte Sportchef Frank Baumann noch am Montagmittag geflunkert. Denn die Entscheidung, die Baumann nach mehrfachem eigenem Bekunden erst nach dem Pokalspiel verkünden wollte, war da schon längst gefallen.
Versehentlich nur wenige Stunden nach Baumanns Statement verkündete der stark abstiegsgefährdete Tabellen-16. der Fußball-Bundesliga die Weiterbeschäftigung Kohfeldts als Chefcoach. «Unabhängig vom Ausgang des Pokalspiels gegen den SC Freiburg sehen wir die gewünschte Weiterentwicklung der Mannschaft und möchten Florian Kohfeldt die Möglichkeit geben, seine Arbeit dauerhaft fortzusetzen», wurde Baumann zitiert – mit dem Hinweis, das «am Dienstagnachmittag» gesagt zu haben. Ein Indiz dafür, dass die Mitteilung einen Tag zu früh online ging. Dies bestätigte der Club am Abend, nachdem die Meldung zwischendurch wieder von der eigenen Internetseite verschwunden war.
Kohfeldt dürfte diese Peinlichkeit letztlich egal sein. Seine Arbeit nach der Ablösung von Vorgänger Alexander Nouri Ende Oktober wird wohl mit einem Vertrag bis mindestens 2019 belohnt. Zwar schweigt sich Werder wie neuerdings üblich zur Laufzeit des Kontrakts aus, doch Baumann sagte: «Das Ziel muss es jetzt sein, den Klassenerhalt zu sichern und die Mannschaft in der kommenden Saison weiter zu entwickeln. Wir hoffen auf eine lange Zusammenarbeit.» Ein Vertrag nur bis zum Ende dieser Saison wäre damit absurd.
Kohfeldt-Fan Baumann war von Beginn an vom Nouri-Nachfolger überzeugt, wollte den Trainer-Newcomer zunächst aus Vorsicht aber nur bis zum Jahresende zum Chefcoach machen und dann Bilanz ziehen. Kritiker hatten Werders Sportchef vorgeworfen, die Verträge mit Nouri und zuvor Viktor Skripnik zu schnell verlängert zu haben. Beide hielten sich danach nicht mehr lange. Das soll nun anders sein.
Zehn Punkte aus sieben Spielen holte Werder unter Kohfeldt, zuvor unter Nouri waren es nur fünf aus zehn Partien. Eine spielerische Verbesserung ist zudem unübersehbar. Der Anschluss an die Nicht-Abstiegsplätze ist wieder hergestellt, auch wenn Werder zuletzt beim 0:1 in Leverkusen das erste Mal unter Kohfeldt so richtig schlecht spielte und beim 2:2 gegen Mainz einen 2:0-Vorsprung noch aus der Hand gab. «Das Ziel in der Bundesliga haben wir nicht ganz erreicht», räumte Baumann ein. Der Ex-Profi forderte für Mittwoch: «Im Pokal wollen wir überwintern. Ich bin sicher, dass wir das erreichen werden.»
Damit ihm dies nicht als Druck für seinen Trainer ausgelegt werden konnte, hatte es der Club anschließend ziemlich eilig, Kohfeldts endgültige Beförderung zu verkünden.
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(dpa)