Bremen (dpa) – Selbst Fin Bartels blüht mittlerweile wieder auf. Werder Bremens Sorgenkind nähert sich unter Neu-Coach Florian Kohfeldt wieder der Form aus der Rückrunde der Vorsaison, als sich die Hanseaten vom Abstiegskandidaten beinahe bis in die Europa League geschossen hätten.
So weit ist es in dieser Spielzeit noch lange nicht, doch der deutliche Aufwärtstrend unter Kohfeldt war auch beim 1:0 (1:0) gegen den VfB Stuttgart deutlich zu sehen. «Wir spielen einfach besser Fußball», sagte Bartels lapidar. Daran hat auch er großen Anteil.
Das Siegtor durch Max Kruse Sekunden vor dem Halbzeitpfiff bereitete Bartels gedankenschnell vor. Überhaupt ist das Duo wieder Fixpunkt in der unter Nouri noch so lahmen Werder-Offensive. Sechs Punkte holte Werder in den vergangenen beiden Heimspielen – die beiden einzigen Siege bislang in dieser Saison. An allen fünf Toren war mindestens einer der beiden beteiligt. «Sie haben sich wirklich gefunden. Sie ergänzen sich beide sehr gut», lobte Mittelfeldtalent Maximilian Eggestein.
Ohne seinen zu Saisonbeginn verletzten Sturmpartner Kruse war Bartels eine einzige Enttäuschung. Längst vergessen. Das liegt zum einen an Kruses Rückkehr. Zum anderen aber auch an Kohfeldt. Seit der 35-Jährige vor einem Monat das Amt von Alexander Nouri übernommen hat, machte der immer noch auf dem vorletzten Tabellenplatz stehende SV Werder spielerisch einen deutlichen Sprung nach vorn. Gegen den VfB machte Werder zudem einen weiteren Entwicklungsschritt.
Auch mit Kampf, Leidenschaft und Glück gewinnt Werder nun auch ein eigentlich ausgeglichenes Spiel wie am Samstag. «Wir wollten gewinnen, egal wie», verdeutlichte Eggestein: «Wir spielen jetzt mit dieser letzten Konsequenz.» Beim 1:2 in Frankfurt und beim 0:2 in Leipzig in der Vorwoche hatte Werder ansehnlicher, aber erfolglos gespielt. «Beim letzten Mal sind wir für unser Spiel gelobt worden. Jetzt haben wir die Punkte», sagte Werder-Sportchef Frank Baumann.
Vor allem der Ex-Nationalspieler gilt als Kohfeldt-Fan. Trotz seiner mehrfach geäußerten Begeisterung über Kohfeldts Fähigkeiten gilt die Übereinkunft mit dem Nouri-Nachfolger zunächst nur bis Jahresende. Baumann will sich nicht wieder dafür kritisieren lassen, dass er im Erfolg die Verträge mit Kohfeldts Vorgängern Nouri und Viktor Skripnik verlängerte und diese beim danach einsetzenden Misserfolg wieder beurlauben musste. «Diese Entscheidung ist unserer Situation angemessen», sagt Baumann wie ein Mantra zum Thema Kohfeldt.
Die Situation bleibt angespannt. Mit nur elf Punkten aus 14 Spielen steht Werder noch auf einem Abstiegsplatz. Doch die rettenden Plätze sind in Sicht: Ein Punkt auf den Relegationsrang, drei Zähler auf einen Nicht-Abstiegsplatz.
«Wir sind immer noch in einer schwierigen Situation, aber wir sind wieder in Schlagdistanz», sagte Kohfeldt, der fleißig Punkte und Argumente für eine weitere Zusammenarbeit sammelt. Nach der jüngsten Entwicklung hat Werder auch keine Angst vor den großen Namen Borussia Dortmund und Bayer Leverkusen, die vor der Winterpause noch warten.
«Wir gehen in jedes Spiel, um zu gewinnen», sagte Abwehrspieler Milos Veljkovic. Auch dieses Selbstverständnis ist neu unter Kohfeldt, der sich selbst «mega, mega» auf die Partie in Dortmund freut: «Es ist einer der besten Plätze überhaupt, um Fußball zu spielen. Und wir fahren auch nach Dortmund, um zu punkten.»
Fotocredits: Carmen Jaspersen