Killington (dpa) – «Total happy» über das Ende der kurzen Leidenszeit will Viktoria Rebensburg den Kampf um die vorderen Ränge dieses eine Mal komplett ausblenden.
Für Deutschlands beste Skirennfahrerin steht beim Riesenslalom von Killington am Samstag etwas anderes im Fokus: Rebensburg will zuallererst ihre ärgerliche Knieverletzung abhaken, die sie einige Wochen an Training und den Weltcup-Start in Sölden gekostet hatte. «Das wird der letzte Test am Ende einer langen Reihe, die mit der Reha begonnen hat», erzählte Rebensburg der Deutschen Presse-Agentur. Erst wenn der Test bestanden ist, soll es für sie wieder um Punkte, Podien und auch Siege gehen.
Unter normalen Voraussetzungen wäre Rebensburg im US-Bundesstaat Vermont Topfavoritin auf Platz eins: Die Olympiasiegerin von 2010 war als überragende Riesentorlauffahrerin in die Sommerpause gegangen und hatte sich mindestens den Gewinn der Disziplinkugel vorgenommen. Zudem sind ihre größten Riesenslalom-Konkurrentinnen aus den vergangenen Jahren – Eva-Maria Brem, Anna Veith (ehemals Fenninger) und Tina Maze – verletzt, noch mit der Reha nach einer Verletzung beschäftigt oder zurückgetreten. Doch Anfang Oktober brach sich Rebensburg im Training den Schienbeinkopf – und schon waren all die guten Vorzeichen für den WM-Winter dahin.
Während Fahrerinnen wie die Sölden-Siegerin Lara Gut aus der Schweiz oder Slalom-Ass Mikaela Shiffrin aus den USA seit Wochen in Topform sind, absolvierte Rebensburg gerade einmal fünf Tage Training mit den Riesenslalom-Torstangen, ehe sie am Dienstag nach Nordamerika flog. «Es dauert seine Zeit, bis Selbstvertrauen und Rhythmus wieder da sind», berichtete sie. «Das Wichtigste ist, dass ich keine Schmerzen habe. Das richtige Vertrauen kommt von Tag zu Tag mehr.»
Für das deutsche Team ist Rebensburg immens wichtig, sie ist aktuell die einzige Podiumskandidatin, auch im Hinblick auf die WM im Februar in St. Moritz. «Vicky hat ihre Verletzung ausgeheilt, ist gesund und natürlich motiviert, jetzt endlich in die Saison eingreifen zu können», sagte Frauen-Bundestrainer Markus Anwander vor Killington. Beim Slalom am Sonntag geht Rebensburg dort nicht an den Start.
«Das Rennfahren hat mir sehr gefehlt, und Sölden am TV zu verfolgen war eine echte Qual», erinnerte sich Rebensburg. «Ich bin auf alle Fälle total happy und froh, wieder dabei zu sein.» Die Kreutherin wagt ihr Comeback ohne Schiene oder speziellen Tape-Verband.
Drei Siege und ein zweiter Platz – das war Rebensburgs starke Bilanz in den letzten vier Riesenslalom-Rennen der vergangenen Saison. Falls die Podiumsserie reißt, könnte die 27-Jährige das verkraften. «Ich nehme mir überhaupt keine Platzierung vor», behauptete sie. Ein hinterer Rang könnte im Kampf um die Riesenslalom-Wertung freilich schon früh eine Vorentscheidung zuungunsten der Deutschen bedeuteten, wenn Gut oder Shiffrin wieder viele Zähler einfahren.
Ändern kann Rebensburg die Situation eh nicht mehr, also will sie das Beste draus machen, sowohl in Killington als auch eine Woche später bei den zwei Abfahrten und dem Super-G im kanadischen Lake Louise – eine Speed-Vorbereitung stand zuletzt überhaupt nicht auf Rebensburg Plan. «Das beste Training ist der Wettkampf», so lautet das Motto der Bayerin vor den Nordamerika-Wochenenden. «Ich bin zuversichtlich.»
Fotocredits: Karl-Josef Hildenbrand