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Wohltäter, Hassfigur, Familienmensch: Dietmar Hopp wird 80

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Walldorf – Milliardär, Mäzen, Wohltäter, Hassfigur der Ultra-Fans, Familienmensch – und auch Hoffnungsträger in der Corona-Krise: Dietmar Hopp stößt heute am 26. April – «ganz anders als geplant» – zuhause in Walldorf mit seiner Anneliese auf seinen 80. Geburtstag an.

«Meine Frau und ich wollten mit unseren Kindern und Enkeln über ein verlängertes Wochenende nach Terre Blanche in Südfrankreich fahren, um in kleiner Runde den 80. zu feiern», sagte der SAP-Mitbegründer und Mehrheitseigner der TSG 1899 Hoffenheim der Deutschen Presse-Agentur. «Daraus wird nun nichts, aber wir wohnen, durch eine Wiese getrennt, in der Nachbarschaft mit den Enkeln, so dass wir uns wenigstens sehen und zuwinken können.»

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier gratulierte Hopp mit den Worten: «Was schreibt man einem Jubilar, dessen Wirken und Leben eine ganze Bibliothek füllen kann? Das, was Sie in Ihrem Leben erreicht haben, vermag selbst ein Bundespräsident nicht in einen kurzen Glückwunsch zu fassen.»

Vor Ehrungen hätte Hopp sich normalerweise wohl kaum retten können, aber der Jubilar wollte ohnehin keine großen Festivitäten. Die vergangenen Monate waren aufreibend genug für Hopp: Kurz vor der Corona-Krise geriet er in den Mittelpunkt wilder Fan-Proteste und Beleidigungen der Ultra-Szene. Auch während der Pandemie steht Hopp in der Öffentlichkeit: Er ist Mehrheitseigner des Pharmaunternehmens CureVac. Dieses arbeitet in Tübingen mit Hochdruck an einem Impfstoff gegen das neuartige Coronavirus.

Hopp, der Hoffnungsträger:

Im Frühsommer soll eine klinische Studie bei CureVac beginnen. «Ich habe große Hoffnung, dass im Spätherbst dieses Jahres ein Impfstoff von CureVac verfügbar sein wird. Dann beginnt die nächste Herausforderung, möglichst viele Dosen zur Verfügung stellen zu können», sagte Hopp. Mit der vorhandenen Produktionsanlage könne das Unternehmen 400 Millionen Dosen pro Jahr herstellen. «Das klingt zunächst einmal viel, aber die Welt hat acht Milliarden Menschen. Vermutlich wird Anfang 2022 die erweiterte Produktionsanlage dann Milliarden dieser Einheiten produzieren können.» Aber es gebe ja viele Corona-Impfstoffentwicklungen, von denen hoffentlich einige erfolgreich sein würden. Die Europäische Union will die Firma bei der Entwicklung mit bis zu 80 Millionen Euro unterstützen.

Hopp, die Hassfigur:

Seit dem Bundesliga-Aufstieg des einstigen Dorfclubs Hoffenheim wird der gebürtige Heidelberger von gegnerischen Fans mit Schmähungen überzogen. Der steinreiche Mäzen steht für viele Ultras als Prototyp des Investors im kommerzialisierten Fußball – obwohl Hopp einst selbst für die TSG kickte. Das Ganze eskalierte zuletzt beim Heimspiel gegen den FC Bayern. Hintergrund ist der Protest gegen die Kollektivstrafe, die der DFB gegen Borussia Dortmund wegen Hopp-Beleidigungen wieder angewandt hatte. Nach einer Spielunterbrechung standen Hopp und Bayern-Boss Karl-Heinz Rummenigge nebeneinander am Spielfeldrand im Regen, während sich die Münchner und Hoffenheimer nur noch den Ball zuschoben. Diese Bilder gingen durch Republik.

Weitere Spielunterbrechungen in anderen Stadien folgten, der Profifußball stand vor einem Dilemma – und dann kam Corona. «Ich will das aber alles gerne vergessen, wenn es von nun an Geschichte ist», sagte Hopp. Die organisierte Fan-Szene reagierte zurückhaltend darauf: Im Moment gebe es Wichtigeres. Hopp selbst nimmt die Hass-Plakate persönlich – und erstattete in den vergangen Jahren immer wieder Anzeige. Hoffenheim ist dank vieler Transfermillionen inzwischen übrigens finanziell unabhängig von Hopp, sein Einfluss aber immer noch von großem Gewicht.

Hopp, der Wohltäter:

In der «Metropolregion Rhein-Neckar», wie es rund um Mannheim und Heidelberg so schön heißt, spricht man oft von «Vadder Hopp». Die Dietmar-Hopp-Stiftung hat nach eigenen Abgaben seit ihrer Gründung 1995 rund 800 Millionen Euro ausgeschüttet. Sie fördert Projekte im Sport, in Medizin, Soziales und in der Bildung. Ein Schwerpunkt ist der Jugendsport, ein anderer Krebsforschung und Kinderheilkunde. Hopp ist jemand, das sagen viele aus seinem Umfeld, der geliebt werden will. Die unzähligen persönlichen Zuschriften, so erklärt er selbst, möchte er «nicht unbeantwortet lassen».

Hopp, das IT-Genie:

Der Diplom-Ingenieur der Nachrichtentechnik gründete 1972 das Softwareunternehmen Systemanalyse und Programmentwicklung – SAP. Hopp war von 1988 bis ’98 Vorstandsvorsitzender der Weltfirma, später Aufsichtsratsboss des heute drittgrößten börsennotierten Software-Unternehmens der Welt. Nach Schätzungen des US-Magazins «Forbes» ist Hopp der sechstreichste Deutsche mit einem Vermögen von 13 Milliarden US-Dollar (knapp 12 Milliarden Euro).

Hopp, der Klimaschützer:

Bei der Eröffnung der «Klima-Arena» neben dem Fußballstadion in Sinsheim im vergangenen Oktober war sogar Bundeskanzlerin Angela Merkel da. Mit Hoffenheim treibt Hopp zahlreiche Umwelt- und Nachhaltigkeitsprojekte voran. «Wir unterstützen auch Afrika und die TSG unternimmt vieles, um dem Klimawandel entgegenzutreten», sagte er und verwies stolz darauf, dass der Club als einziger Bundesligist Mitglied in der weltweiten Klima-Allianz der Bundesregierung ist.

Hopp, der Familienmensch:

1967 heiratete er Anneliese Zeuner im Heidelberger Schloss. Die beiden haben zwei erwachsene Söhne: Daniel und Oliver. Daniel ist Geschäftsführer der SAP Arena in Mannheim und Gesellschafter des Eishockey-Clubs Adler Mannheim, Oliver Gründer der Hopp Foundation, die Schüler früh an einen Umgang mit Computern heranführen will. Ohrfeigen oder Taschengeld-Entzug habe es beim Nachwuchs übrigens nie gegeben, erklärte der Vater mal.

Hopp, der rastlose Rentner:

«Ich hatte mir schon mit 70 vorgenommen, nichts Neues mehr zu beginnen und mich in aller Ruhe um die laufenden Projekte und Verpflichtungen zu kümmern, mit dem Ziel, mehr Freizeit zu haben», sagte Hopp vor seinem 80. Diese Rechnung sei leider nicht aufgegangen, «weil meine Stiftung, die Biotech-Investitionen, der Fußballclub TSG Hoffenheim und der Golfclub St. Leon-Rot noch immer sehr viel meiner Zeit beanspruchen.» Und er betont: «Nicht wenige denken sicher, der kann halt nicht loslassen, aber die irren sich.»

Fotocredits: Uwe Anspach
(dpa)

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