London – Gekämpft bis zum letzten Ballwechsel – und am Ende doch im Achtelfinale gescheitert: Die besten deutschen Tennisprofis Angelique Kerber und Alexander Zverev sind in Wimbledon trotz starker Auftritte ausgeschieden.
Der 20 Jahre alte Hamburger unterlag am Montag dem an Nummer sechs gesetzten Milos Raonic aus Kanada erst nach fünf Sätzen 6:4, 5:7, 6:4, 5:7, 1:6 und verpasste damit sein erstes Viertelfinale bei einem Grand-Slam-Turnier.
Kerber musste sich trotz ihrer besten Leistung in dieser Saison und einer endlich wieder einmal überzeugenden Vorstellung Garbiñe Muguruza aus Spanien mit 6:4, 4:6, 4:6 geschlagen geben. Die 29 Jahre alte Kielerin verliert damit auch nach insgesamt 34 Wochen an der Spitze Platz eins der Weltrangliste. Dennoch verabschiedete sie sich gefasst aus London. «Ich bin auf einem guten Weg. Ich werde trotzdem mit einem positiven Gefühl abreisen. Diese Motivation und diese Leidenschaft auf dem Platz sind zurück», sagte die Norddeutsche.
Denn was in den Statistiken als weiterer Rückschlag einer bislang enttäuschenden Saison verzeichnet wird, könnte sich für die Vorjahresfinalistin tatsächlich als Wendepunkt im Jahr 2017 erweisen. «Am Ende waren es ein, zwei Punkte, es hätte auch anders ausgehen können. Ich habe heute getan, was ich konnte. Und das ist ein gutes Gefühl, dass ich das Beste aus dem heutigen Tag gemacht habe», sagte Kerber und gab ein ganz anderes Bild ab als noch vor sechs Wochen nach ihrem deprimierenden French-Open-Aus in der ersten Runde.
Irgendetwas müsse sich ändern, sagte sie damals zerknirscht. Nun konnte Kerber in der Pressekonferenz sogar schon wieder lächeln und freute sich, dass «diese Ranking-Fragen jetzt nicht mehr kommen werden». Und sagte dann nach den spektakulären und hochklassigen 2:20 Stunden den schönen Satz: «Ich gehe jetzt wieder da raus, um die Matches zu gewinnen und nicht, um sie nicht zu verlieren.»
Kerber trat gegen die French-Open-Siegerin von 2016 und Wimbledon-Finalistin von 2015 so überzeugend auf wie seit Monaten nicht. «Sie hat so gut gekämpft und nach einem herausragenden Spiel die Belohnung verpasst», sagte Bundestrainerin Barbara Rittner nach dem qualitativ hochwertigen und bis zum Schluss spannenden Match.
Bei den Australian Open war Kerber als Titelverteidigerin im Achtelfinale gescheitert, bei den French Open zuletzt sogar in Runde eins, doch von spielerischer oder mentaler Krise war an diesem Nachmittag nichts zu spüren. Gleich den ersten Ball des Duells ließ sie vom Hawk-Eye überprüfen, wie um zu signalisieren: Heute lasse ich mir nichts gefallen, heute will ich meine Zweifler verstummen lassen.
Kerber hatte anfangs eine gute Länge in ihren Schlägen und variierte geschickt, wenn Muguruza ans Netz aufrückte. Im ersten Satz erhielt Muguruza eine Verwarnung, weil sie sich beim Aufschlag zu viel Zeit ließ. Im zweiten Satz kassierte Kerber dieselbe Strafe, weil sie ihren Schläger auf den ramponierten Rasen donnerte.
Beide Spielerinnen boten beste Unterhaltung und zeigten teilweise spektakuläre Ballwechsel. Den zweiten Durchgang sicherte sich Muguruza in 45 Minuten. Der Satzverlust ließ Kerber aber nicht verzweifeln. Fünf Auftakt-Niederlagen in Sydney, Doha, Stuttgart, Rom und zuletzt bei den French Open verzeichnet die Statistik 2017 für sie. Als Außenseiterin war sie in das Match gegangen, doch sie spielte auch im dritten Satz mutig und entschlossen. Die Begegnung wurde zum Nervenspiel. 52 Minuten dauerte Satz drei, dann landete beim dritten Matchball eine Rückhand Kerbers im Netz.
Fotocredits: John Walton,Tim Ireland
(dpa)